Full text: Sächsische Volkskunde.

K. Schmidt: Die bäuerliche Wohnung. 477 
Landschaften typisch ist, wurde einem Bauerngute aus Matzelbach entnommen. 
In der geräumigen aber auch hier sehr niedrigen und durch ungewöhnlich 
starke Unterzüge in der Höhe noch erheblich beeinträchtigte Wohnstube laufen 
rings um die Wände die üblichen Holzbänke. Neben der Stubenthür (Stums- 
thür), auf deren Sturz zumeist die Buchstaben C— M B mit Kreide an- 
gebracht sind, pflegt der blau angestrichene mit weißer Blumenmalerei ver- 
sehene „Töpfschrank“ mit einem Unterbau (Gaaskasten) Aufstellung zu finden, 
in welchem letzteren nur zur Zeit der jungen Gänse die „Alte“ mit den 
wärmebedürftigen jungen Tieren (Husele), zuweilen auch junge Hühner 
(Ziepele) gehalten werden. Gleiche Kästen mit rot angestrichenen Holzgittern 
  
Fig. 227. Aus der Wohnstube eines Bauerngutes zu Heilingen (S.-A.). 
finden sich zuweilen noch unter oder nahe der Ofenbank, ebenfalls zur Unter- 
bringung jungen Federviehs, sonst aber pflegt der Vogtländer — und damit 
entspricht er auch der Gepflogenheit der übrigen sächsischen Volksstämme — 
kein Vieh in die Wohnstube aufzunehmen. Der zusammengezimmerte große 
Tisch, dessen Tischplatte auf der Kehrseite hier wie in der Lausitz oft zum 
Teigkneten benutzt wird, bietet Platz für die Familienmitglieder und das Ge- 
sinde, welche gemeinsam und in bestimmter Sitzordnung hier das Mahl ein- 
nehmen. An der oberen Schmalseite sitzt der Bauer, ihm zur Seite die 
Hausfrau und die Kinder und hieran schließt sich das Gesinde — erst die 
Mägde, dann die Knechte —; entgegen der Gewohnheit aber im Altenburgischen 
spricht hier der Hausherr das Tischgebet und nicht die Großmagd. Der 
große Kachelofen nimmt die dem Tisch gegenüberliegende Ecke der Wohnstube 
fast gänzlich ein, unter der Ofenbank liegt das „Schäffel“, hinter dem Ofen
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.