Full text: Sächsische Volkskunde.

J. V. Deichmüller: Sachsens vorgeschichtliche Zeit. 39 
Den Gefäßen der älteren Gruppe sind außerdem eigentümlich reinere, 
lichte Farben, erbsgelb, gelbrot und rot. 
Spärlich und unscheinbar sind die Grabbeigaben; von Metall finden 
sich nur solche aus Bronze. Häufig kommen vor geschlossene oder spiralig 
gewundene Fingerringe aus dünnem Bronzedraht, seltener Nadeln mit schei- 
benförmigem, kugeligem, doppelkonischem und quergeripptem, keulenförmigem 
Kopf (Fig. 60 bis 62, 47) oder mit breitgehämmertem, spiralig eingerolltem 
Kopfende (Fig. 63), ferner sogenannte Rasiermesser mit gerader, breiter Klinge 
und winkelig gebogenem Griffansatz (Fig. 64), Pfeilspitzen und flache Knöpfe 
mit Ose. Aus Thon gefertigt sind erbsen= oder scheibenförmige Perlen und 
kugelige oder tonnenförmige Kinderklappern. Als Seltenheiten kommen Bern- 
steinperlen und durchbohrte Zähne kleiner Raubtiere als Schmuck hinzu. 
Die Grabanlagen der älteren Gruppe sind vorwiegend Flachgräber mit 
oder ohne Steinsetzungen. Auch die wenigen aus Sachsen bekannten Hügel- 
gräber gehören, soweit sie bis jetzt untersucht sind, der älteren 
Gruppe an. Bemerkenswert für die älteren Urnenfelder ist 
noch die geringe Zahl kleinerer Beigefäße in den einzelnen 
Gräbern.“) 
In der Keramik der jüngeren Gräberfelder tritt auf- 
fallend die Neigung hervor, den Gefäßen weichere gefälligere 
Formen zu geben und die scharfgebrochenen Profile zu vermeiden. 19.00-63. 
Die Gefäßformen sind mannigfaltiger, Verzierungen häufiger J□— 
und in reichhaltigerer Zusammenstellung angewendet. Von äl- r 
teren Formen haben sich, wenn auch spärlicher, die doppelkoni- «· 
schen Näpfe und die henkellosen Töpfe im Gebrauch erhalten, die scharfe Mittel- 
kante der ersteren aber ist durch eine Rundung ersetzt, bei letzteren fehlt die Ein- 
schnürung unter dem Halse. An Stelle der zitzenartigen Ansätze der Buckel- 
gefäße treten elliptische und halbkreisförmige Furchen, in deren Mitte 
eine kleine Warze aufgesetzt oder eine flache Vertiefung eingedrückt ist. Bei 
den Henkelurnen (Fig. 65), den Kannen und Krügen ist der winkelig ge- 
brochene Absatz zwischen Hals und Bauch des Gefäßes verschwunden. Häufiger 
werden jetzt große, roh gearbeitete, tonnenartige Gefäße mit dicken, wulstigen 
Henkeln (Fig. 67), flache Schälchen mit zentraler Bodenerhebung und auf- 
steigendem Henkel (Fig. 74), sowie größere flachgewölbte Schüsseln mit engen 
Henkeln, deren verdickter, nach innen gebogener Rand mit schraubenförmig 
gewundenen Rippen geziert ist. Als neue Formen tauchen kleine flaschen- 
artige Krüge mit großen Henkeln, enger Mündung und sehr kleiner Stand- 
fläche auf (Fig. 70), ferner fast cylindrische, mit aufgeklebter, gekerbter Thon- 
*) H. B. Geinitz: Die Urnenfelder von Strehlen und Großenhain. Kassel 1876. 
Mit 10 Taf.; J. Deichmüller: Das Gräberfeld auf dem Knochenberge bei Nieder- 
rödern, Sachsen. Kassel 1897. Mit 7 Taf.
	        
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