Full text: Sächsische Volkskunde.

482 K. Schmidt: Die bäuerliche Wohnung. 
fang diente ein sackartiger Trichter"), welcher mittels Schieber an der ge- 
stäbten Decke der Wohnstube befestigt war und den Rauch durch den Hohl- 
raum der Balkendecke hindurch nach dem Knüppelschornstein über der Küche 
führte. Dieser letztgenannte, etwa ½ m hohe Deckenzwischenraum bildete 
übrigens in Kriegszeiten ein willkommenes Versteck für Wertgegenstände, ja 
selbst für Bewohner. Die Feuerstätten waren im allgemeinen sehr einfach, 
außer der Ofengabel und 
dem Hakeneisen — beide 
Geräte zum Hinein= und 
Hinausschieben der Töpfe 
in dem backofenähnlichen 
Feuerungsraum des 
großen, Sommer und 
Winter geheizten Kachel- 
ofens — kannte man nur 
die einfachen Feuerböcke 
und Dreifüße kunstloser 
Gestaltung für den Küchen- 
herd (Fig. 232 d und e), 
auf welchen die Töpfe ge- 
stellt und von herum- 
geschichtetem Holzfeuer er- 
wärmt wurden. Der Back- 
ofen aus Lehm gehörte nach altwendischem Gebrauche in den Garten, er 
bildete ein kleines, oft mit Dachwerk versehenes Gebäude für sich. 
. Der große Familien- und zugleich Gesindetisch, an 
dessen der Stubenthür gegenüberliegenden Schmalseite 
stets der Hausherr und diesem gegenüber die Hausfrau 
saß, bildete in seiner dekorativen Ausgestaltung ein 
hervorragendes Zierstück. In der Ecke darüber war ge- 
· wöhnlich ein Wandschränkchen für die Aufbewahrung von 
Fig. 23. Büchern, an den Pfosten der Umfassung befand sich 
der Halter für die Löffel, welche nach Rang und Würden geordnet und 
zwar für die Kinder in runder, für Erwachsene in ovaler Form gehalten 
waren. Die abnehmbare Bank seitlich am Tisch (blidko) diente zum Wäsche- 
mangeln. Zur Osterzeit pflegte über dem Tisch ein kreuzförmiges Gestell 
(Fig. 233) an dem Deckenunterzug befestigt zu sein, an welchem kunstvoll 
bemalte Eier hingen, auch überschwebte den Tisch oft eine aus Holz geschnitzte 
*) Im Vogtlande nannte man den trichterförmigen Rauchfang: Lih-huat. Das 
Amt des Nachlegens von Kienspänen war den Kindern vorbehalten, welche dabel auf 
dem warmen Ofenhals (wendisch: glinka) saßen. 
  
Fig. 232. 
 
	        
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