Full text: Sächsische Volkskunde.

496 A. Kurzwelly: Die bäuerliche Kleinkunst. 
mittelt auf den Grund aufgesetzt ist wie beim Koller-Krug. Der gelbliche 
Grund ist über und über mit erhaben gebildeten Rosetten bedeckt. Auf der 
einen Seite ist das sächsische Wappen angebracht. 
Bei weitergehendem Umblick in den Sammlungen werden sich mit Leich- 
tigkeit noch eine ganze Reihe verwandter glasierter Krüge mit Sicherheit auf 
Sachsen bezw. auf Annaberg zurückführen lassen. 
Von der Beschaffenheit der Waldenburger Topfware des 16. Jahr- 
hunderts, die in gleichzeitigen Quellen so sehr gerühmt wird, können wir 
uns leider vorläufig keine klare Vorstellung machen. Von der äußeren Ent- 
wickelung der Waldenburger Töpferei läßt sich ein um so deutlicheres Bild 
gewinnen. Zu den bereits erwähnten litterarischen Zeugnissen gesellt sich 
ein reiches archivalisches Material, das unlängst von Reinhold Hofmann 
zu einer sehr anschaulichen Darstellung der Geschichte der Waldenburger 
Töpferinnung verarbeitet worden ist. Nur die wichtigsten Thatsachen der- 
selben seien hier mitgeteilt. 
Bereits 1388 erlangten die Waldenburger Töpfer den Innungsbrief, 
der 1559 und 1675 bestätigt und 1690 erneuert wurde. Sie wohnten zu 
Anfang in der sogenannten Mittelstadt, der Vorstadt zwischen Mulde und 
innerer Stadt; 1482 wurden sie genötigt, das eigentliche Stadtgebiet zu ver- 
lassen und sich jenseits der Mulde im Dorf Altstadt-Waldenburg anzusiedeln, 
da durch ihre Fahrlässigkeit die ganze Mittelstadt in Brand geriet. In Alt- 
stadt-Waldenburg sind sie dann bis zum heutigen Tag ansässig geblieben. 
Ihre Ware wird bereits um 1530 gerühmt“"): der Pirnaische Mönch (Johannes 
Lindner) führt „gute thönene Gefäße“ als Spezialität von Waldenburg an. 
Die ersten ausführlichen Angaben über Waldenburger Geschirr macht der 
genugsam bekannte sächsische Mineralog Georg Agricola 1546 in seiner 
Schrift „de natura fossilium“, in einem sehr beachtenswerten Kapitel, das 
ausschließlich von den „Erdarten, deren sich die Töpfer bedienen“ handelt. 
Er spricht zunächst im allgemeinen von der Vorzüglichkeit der Waldenburgischen 
Gefäße und macht dann genauere Angaben über technische Eigentümlichkeiten 
derselben. Wir hören, daß sie einen sehr großen Hitzegrad aushalten konnten 
und daher von Apothekern viel begehrt und zur Aufbewahrung von Medika- 
menten verwendet wurden. Wir hören weiterhin, daß gewisse Waldenburgische 
Gefäße vor dem Brennen mit trockenem Sande bestreut wurden, so daß sie 
eine rauhe und glitzernde Oberfläche bekamen, und schließlich, daß in Deutsch- 
land die Waldenburgische Ware zwar nicht hinsichtlich der „Schönheit des 
Aussehens", aber doch hinsichtlich der „Brauchbarkeit“ die erste Stelle ein- 
nahm und darin sogar die jetzt so geschätzte Siegburger Steinzeugware übertraf. 
*) Die nachfolgenden Citate sind sämtlich, teils vollständig, teils bruchstückweise, von 
Hofmann wiedergegeben (Schönburgische Geschichtsblätter, 1. Ihg. (1894/5), S. 86 und 160, 
s. auch S. 165 mit Anm. 3 u. 4). '
	        
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