A. Kurzwelly: Die bäuerliche Kleinkunsi. 497
1565 rühmt der Dresdener Arzt Johann Kentmann den Waldenburger Ge-
schirren eine ungewöhnliche Dichtigkeit nach und berichtet, daß sie bis nach
Antwerpen und Venedig ausgeführt wurden. Ein noch begeisterteres Loblied
singt ihnen 1590 Petrus Albinus in seiner „Meißnischen Berg-Chronika“,
wobei er sich stark an Agricola und Kentmann anlehnt, aber auch einiges
Neue berichtet. Wir hören u. a. von ihm, daß der Waldenburger Töpfer-
thon aschefarben und dicht, auch lichtgrau war, und daß der schneeweise
gleißende Sand, mit dem vor dem Brand die Waldenburger Gefäße bestreut
wurden, ihnen ein Ansehen gab, als wären Perlen darauf gewachsen, ferner
daß jene gemeiniglich steinern genannt wurden, weil sie so hartgebrannt
waren, daß man „Feuer mit den Scherbeln schlagen“ konnte, endlich daß
die „edlen und weitberühmten Gefäße“ von Waldenburg — „die fürnehmsten
in ganz Deutschland“ — nicht nur bis Antorff und Venedig, sondern auch
„von dannen auf der See und Meer ferner in andre Lande“ geführt wurden.
Aus allen diesen Berichten“) gewinnen wir den Eindruck, daß Walden-
burg, bezw. Altstadt-Waldenburg von jeher vorwiegend schlichte Gebrauchs-
ware fabriziert hat. Die Lobeserhebungen der Agricola, Kentmann, Albinus
u. s. w. werden durch Thatsachen bestätigt. Wir wissen, daß im 16. Jahr-
hundert selbst in den Hofküchen Waldenburger Geschirr eingeführt war, daß
sich die Kurfürstin Anna von Sachsen und die Herzogin Anna von Bayern
solches kommen ließen. Erstere bezog außer Küchengeschirr auch Büchsen,
Krüge, Krausen, Kolben und Flaschen für ihr Destillierhaus aus Waldenburg,
letztere ließ sich wiederholt ganze Karren voll Waldenburger Thonwaren, dar-
unter auch „thönerne Fäßlein oder Flaschen, die auf vier Beinlein stehen,
darin man oben füllen und unten wieder abzapfen kann", nach München
kommen.
Im 16. Jahrhundert sollen braun glasierte Waldenburger Gefäße, deren
Erfindung einem gewissen Schmiedelt zugeschrieben wird, besonders beliebt und
über ganz Deutschland verbreitet gewesen sein. Im 17. und 18. Jahrhundert
betrieben die Waldenburger Töpfer neben der Anfertigung von Apotheker-
gefäßen, Schmelztiegeln, Retorten und dergl., auch die Fabrikation von Sauer-
brunnflaschen sehr lebhaft. Letztere wurden hauptsächlich nach Eger ausgeführt.
Die Waldenburger Schmelztiegel und Kolben wurden den berühmten hessischen
gleichgeachtet und waren noch zu Anfang unseres Jahrhunderts überall in
den deutschen Apotheken und Vitriolbrennereien verbreitet. Neben der Ge-
fäßtöpferei war in Waldenburg auch die Ofentöpferei beständig im Gange.
Zu Anfang des 18. Jahrhunderts wurde die Tabakspfeifenfabrikation dort
eingeführt; von 1725 bis 1855 bestand sogar eine eigene Pfeifenmacher-
innung daselbst.
*) Weitere ältere Zeugnisse lvon Neander (1585), Aldrovandus (1648), Ludwig
(1749) und Glafey (1753)) s. bei Hofmann a. a. O. S. 86, 160 u. 165.
Wuttke, sächsische Volkskunde. 2. Aufl. 32