Full text: Sächsische Volkskunde.

198 A. Kurzwelly: Die bäuerliche Kleinkunst. 
Von scher muß in Waldenburg sowohl Steinzeug als auch glasierte 
Irdemware fabriziert worden sein; zwischen Grauwerks= (Steinzeug-, Töpfern 
und Glasurtöpfern bestand stets eine scharfe Scheidung. In Berichten aus der 
ersten Hälfte unseres Jahrhunderts wird neben der gewöhnlichen eine besonders 
feine Waldenburger Ware gerühmt, die sich durch eine sehr glänzende gelbe 
und braune Glasur auszeichnete. 
Altere Waldenburger Geschirre sind wie gesagt zur Zeit nicht nach- 
weisbar. Das Museum für sächsische Volkskunde in Dresden besitzt zwei 
jüngere Waldenburger Fabrikate, die etwas rein Bäuerliches an sich haben, 
eine stark gebauchte Bierkanne mit Henkel und Ausgußröhre (Fig. 237) 
und eine schlanke, cylindrische Kaffeekanne mit leicht eingezogenem Hals 
(Fig. 238). Beide entstammen der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts — 
ihre Zinndeckel zeigen die Jahreszahlen 1810 und 1833 —, beide fallen durch 
- eine sehr glänzende schwarz- 
braune Glasur auf. Ihr 
Schmuck ist bescheiden: die 
Kaffeekanne zieren eingedrückte 
flache ovale Dellen und Ro- 
setten, die undere Kanne Bänder 
von eingetieften Punkten. 
Altstadt-Waldenburg steht 
als Töpferstadt im Mulden- 
thal nicht vereinzelt da. Von 
Alters her ist die Geschirr- 
töpferei auch in Penig und 
Glauchau sehr rege betrieben 
worden, vor allem in Penig, 
wo sie bereits im früheren 
16. Jahrhundert blühte. Der Pirnaische Mönch rühmt von Penig ähnlich 
wie von Waldenburg: „Da hat man meisterlich gemachte große Töpfe“. Töpfe 
von ungewöhnlicher Größe waren im 16. Jahrhundert eine Spezialität von 
Penig. Alte Überlieferung besagt, daß damals beständig ein Riesentopf 
daselbst zu sehen war, und daß eines dieser Schaustücke von Herzog 
Georg dem Bärtigen, als er mittels einer Leiter in dasselbe hineingestiegen, 
bei dem Versuche, wieder herauszukommen, zerbrochen worden sei. Bereits 
Albinus berichtet von diesem amüsanten Vorfall') und macht im Zusammen- 
  
Fig 23. Fig. 238. 
*) Albinus, Bergchronik 177. Vergl. Schumann, Postlexikon VIII, S. 188. 
Gurlitt, Kunstgewerbeblatt Ihg. 1 (1885) S. 189. Gurlitt nennt als Helden der 
Anekdote Herzog Heinrich den Frommen, Schumann Perzog Georg den Bärtigen. Albinus 
spricht unbestimmt von einer „hohen Person“. Neben Waldenburger und Peniger Töpfen 
rühmt Albinus an dieser Stelle auch Zeitzer und Schmiedeberger Töpfe. Von den Zeitzer 
Krügen berichtet er, daß sie „etwas schöner zugerichtet“ waren „mit Figuren und Modeln“(I#.
	        
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