Full text: Sächsische Volkskunde.

A. Kurzwelly: Die bäuerliche Kleinkunst. 505 
die das obere und das untere Drittel desselben gliedern, von vornherein für 
Zinnreifen berechnet waren. Der Mittelteil des Leibes ist sehr stark gebaucht, 
an Fuß und Hals treten zwischen den Zinnreifen Wülste heraus, die in ver- 
schiedener Weise (facettenartig oder auch in der Form von Flechtwerk) gekerbt 
und bunt emailliert sind. Am Bauche tritt die Kerbung in Form von großen 
radförmigen Rosetten auf, die abwechselnd blauweiß und rotweiß emailliert 
sind. Bei dem einen Krug sind in den Zwickeln zwischen den großen Rosetten 
noch je drei kleine eingedrückt. Sonst sind diese Zwickel nur mit Gruppen 
von bunten Emailletropfen ausgefüllt. Quarzstückchen sind einzeln auf den 
Zwischenräumen zwischen den Rosetten und 
in Reihen rings um diese herum angebracht 
(Fig. 247). Die Montierung ist wie gesagt 
von derselben Art wie bei den Perlkrügen. 
Die den Leib umspannenden Reifen scheinen 
hier noch mehr am Platze zu sein als dort: 
man hat geradezu die Empfindung, als wenn 
die starken Einschnürungen ober= und unter- 
halb des Bauches durch die Zinnreifen her- 
vorgebracht wären. Der Zinndeckel des einen 
dieser Krüge bezeugt, daß diese reizvollen, echt 
bäuerlichen Vergröberungen der Kreußener 
Ware bereits im 17. Jahrhundert gefertigt 
worden sind: er ist mit den Jahreszahlen 1684 
und 1693 signiert. Auch für diese Ware kann 
neben dem Altenburgischen das benachbarte 
Muldenthal als Heimat mit in Betracht 
kommen. ,. 
Was sonst noch an älteren einheimischen Fig 249. 
Bauerntöpfereien in den sächsischen Samm- 
lungen, namentlich im Museum für sächsische Volkskunde in Dresden, zu 
finden ist, läßt sich nur zum Teil mit Sicherheit einer bestimmten Gegend 
zuweisen. Die Benennungen, die die einzelnen Stücke gegenwärtig führen, 
bedürfen noch sehr der Nachprüfung. Vielfach weisen diese auf die Lausitz 
hin, wo ja die Töpferei noch heute mehr als irgendwo anders in Sachsen 
heimisch ist. 6 
Mit Bestimmtheit kann man als Lausitzer Ware bezeichnen einige ziem- 
lich große, dem 18. Jahrhundert entstammende Steinkrüge mit reicher, echt 
bäuerlicher Verzierung, die sich teils im Museum für Volkskunde, teils im 
Dresdener Kunstgewerbe-Museum befinden (s. Fig. 249). Ihr plumper ei- 
förmiger Leib mit seinem kurzen Hals erinnert auffallend an den Koller-Krug, 
fast noch mehr aber die Art ihres Dekors, der wie dort in aufgelegten 
 
	        
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