Full text: Sächsische Volkskunde.

508 A. Kurzwelly: Die bäuerliche Kleinkunst. 
zurückgeführt, ob mit Recht, muß vorläufig dahingestellt bleiben. Thatsache 
ist, daß Pirna noch zu Anfang unseres Jahrhunderts große Massen von 
Gebrauchsgeschirr produzierte und sogar zu Schiff nach Norddeutschland bis 
nach Lüneburg und Hamburg hin exportierte. 
Die Bierkrüge der angegebenen Art sind weder kannen= noch seidelförmig, 
vielmehr topfartig, eiförmig und dreihenkelig; ihre weite Offnung entbehrt 
des Deckels. Mehrfach ist im Innern nahe 
am oberen Rand ein kleines, halbkreisförmiges 
thönernes Sieb angebracht, das keinen anderen 
Zweck haben kann, als die Hefe zurückzuhalten. 
Die Krüge sind schwarzbraun oder rot gla- 
siert, die ungemein sicher gezeichneten Blumen- 
zieraten sehr pastos in Gelb, Ocker und Grün 
aufgetragen. Die Umrisse des Pflanzen- 
ornaments sind zum Teil leicht eingeritzt, die 
Sprüche in Gelb aufgemalt, die Worte durch 
flotte, ockerfarbene oder grüne, senkrechte 
Schlangenlinien getrennt, die durch ihre regel- 
mäßige Wiederkehr die dekorative Wirkung 
der Krüge sehr wesentlich mit bestimmen. 
Der Dekor ist in ganz verschiedener Weise 
auf die drei Felder, in die die Oberfläche 
der Krüge durch die drei Henkel zerrissen wird, 
verteilt. Bei zwei Krügen sind je zwei Felder mit einzelnen Blumenstengeln, 
unter denen eine Maiblumenpflanze durch ihre Zierlichkeit und Natürlichkeit 
auffaͤllt ¶ dig 254), das dritte mit einer dreizeiligen Aufschrift geziert. Bei 
einem dritten Krug weist das eine Feld das kur- 
sächsische Wappen auf, während die beiden anderen 
aufgemalte Sterne zieren, deren Mitte von er- 
habenen Rosetten gebildet wird. Ein vierter Krug 
der Art (im Museum für sächs. Volkskunde) ist 
nur mit Schrift geziert, die sich in vier Zeilen 
über alle drei Felder hinzieht. 
Diese Bierkrüge sind schon ihres Alters wegen 
von Bedeutung. Der zuletzt genannte zeigt am 
Schluß seiner Aufschrift die Jahreszahl 1685, ein 
anderer (im Dresdener Kunstgewerbe-Museum) die Jahreszahl 1694. Wir 
sind demnach berechtigt, die Spätzeit des 17. Jahrhunderts als die Entstehungs- 
zeit dieser Gattung von Krügen anzusehen, umsomehr als eine der bereits 
erwähnten, ihnen nahestehenden Schüsseln genau 1700 datiert ist. Diese 
Schüsseln trifft man nicht nur in Sammlungen, sondern hier und da auch 
— 
r 
à 
J 
8 
* 
* 
#.. 
“ 
* 
J 
  
 
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.