A. Kurzwelly: Die bäuerliche Kleinkunst. 509
noch im Handel. Sie sind gleich jenen Bierkrügen auf schwarzbraunem Grund
gelb, grün und ocker dekoriert und zeigen in ihrem Mittelfeld einzelne große
Blüten mit langen hängenden Blättern auf kurzen stilisierten Stengeln, auf
dem breiten Rand große, gelbe und ockerfarbige, sonnenblumenartige Blüten,
die durch schwungvoll gebogene Bündel von spiralig oder kolbig endenden
gelben Ranken mit einander verbunden sind (s. Fig. 255). Im Gegensatz
zu dem der verwandten Krüge ist das Pflanzenornament hier leicht stilisiert,
aber wie dort in den Hauptlinien leicht in den Thon eingeritzt. Mitunter hat
der Rand eine ein= oder zweizeilige Aufschrift als Schmuck. Eine ziemlich spät
(1786) datierte Schüssel im Museum für sächsische Volkskunde stimmt in den
Farben des Dekors und in der Art des Pflanzenornaments mit dieser Gruppe
von Schüsseln überein, zeigt aber
gelben Grund, auf dem Rand
einen Spruch in hellblauen Buch-
staben und im Mittelgrund
zwischen Blumenstöcken eine
primitiv gezeichnete Figur, eine
Dame mit schwarzgelb gestreisften
Reifrock und grüner Jacke. Die
Herkunft dieser reich dekorierten
frühen Ware aus Pirna läßt
sich vorläufig nicht erweisen
und wird direkt in Frage ge-
stellt durch einen in Formen
und Farben des Pflanzendekors
ganz verwandten Tragtopf (im
Museum für sächs. Volkskunde, Fig. 255.
Fig. 256, s. Seite 507) von der Gestalt der geschilderten Bierkrüge, der aus
der Lausitz stammen soll.
An zweiter Stelle verdienen unter den älteren bäuerlichen Irdenwaren
Sachsens eine Gruppe von größtenteils „redenden“ Tellern und Schüsseln
Beachtung, deren hellgelb oder weiß glasierter Grund mit dem sachsischen
Wappen oder mit primitiven Stadtansichten, zuweilen auch nur mit grobem
Blumenornament geschmückt ist (Fig. 257 u. 258). Sie werden im Museum
für sächs. Volkskunde für Erzeugnisse der Lausitz angesehen. In der That
kommen sie in der Lausitz, besonders in der Bautzener Gegend sehr häufig
vor, werden aber dort Zittauer Schüsseln genannt. Die in Fig. 258 ab-
gebildete Schüssel mit dem sächsischen Wappen, deren Randumschrift besagt,
daß sie 1757 für die Schützengesellschaft in Neu-Geysing (bei Altenberg)
fabriziert worden ist, legt die Vermutung nahe, daß derartige Wappen-
schüsseln nicht ausschließlich in der Lausitz entstanden sind.