A. Kurzwelly: Die bäuerliche Kleinkunst. 511
Er findet sich auf der 1700 datierten Schüssel von der Art, die auf
Pirna zurückgeführt wird, im Museum für sächs. Volkskunde.
Bekanntes klingt auch in dem folgenden Spruch auf einem Wappenteller
von 1742 im Museum für sächs. Volkskunde an:
„Wer sich verläßt, wer Gott vertraut,
hat woll gebaut im Himmel und auf Erden.“
Ein sonst nicht bemerkenswerter kleiner Teller von 1841 (im Museum
für sächs. Volkskunde) enthält den Allerweltsspruch:
„An Gottes Segen ist alles gelegen.“
Hier und da sind die Sprüche infolge von Platzmangel nur bruchstück-
weise gegeben. So sind der Reifrockdame auf dem erwähnten gelbglasierten
Teller, der den sogenannten Pirnaer Schüsseln nahesteht, die jäh abbrechenden
Reime in den Mund gelegt:
„Frisch und fröhlich, from und ehrlich, reich mit maßen, wer mich nicht haben wil —.“
Einen mit einer Blume dekorierten Teller von 1789 (im Museum für
sächs. Volkskunde) ziert sinnig den Liedanfang:
„Ich weiß ein Blümchen hübsch und fein —.“
Ein ähnlich kurzes Reimfragment findet sich auf dem in Fig. 254 ab-
gebildeten Bierkrug:
„Fliehe was fein ist, obß gleich nicht —.“
Das Seitenstück zu diesem Krug im Dresdener Kunstgewerbe-Museum
von 1694 ziert der Spruch:
„Trink vnd iß
Gott vnd nich vergiß.“
Lebenslust und Humor kommen nur selten unverfälscht zum Ausdruck.
Nicht eben witzig, aber behaglich und launig heißt es auf einer bemalten
Wappenschüssel im Museum für sächs. Volkskunde:
„Wer wilt borgen, der kom morgen
Heit ist nicht der tag, das man vorgen mag.“
Wer denkt dabei nicht an die italienische Wirtshausdewvise:
„Oggi non credenza, domani si.“
Ein anderer Wappenteller im Museum für sächs. Volkskunde, 1803
datiert, spricht von sich selbst:
„Von thondt und erdt bin ich gemacht,
Wer mich zerbricht, Der Töpfer lacht,
Der thät desgleichen.“
Auf der bereits erwähnten Mügelner Altertumsausstellung befand sich
eine tiefe, geteilte Gemüseschüssel von 1806, auf deren Rand der drollige
Stoßseufzer zu lesen war:
„Sauerkraut ist eine Plage,
Dieses hat man alle Tage."“