Full text: Sächsische Volkskunde.

514 A. Kurzwelly: Die bäuerliche Kleinkunst. 
Farben sind verschieden: bei dem einen Mädchen ist das Mieder blau, der 
Rock gelbgrün gestreift, die Schürze samt dem Kopftuch grün, das Halstuch 
rot; die andere trägt einen blau, grün und weiß gestreiften Rock und ein 
braunes Mieder. Der Bursche ist mit braunen Kniehosen, blauen Strümpfen 
und kurzer, vorn offener blauer Jacke, weißem Hemd, das vorn über dem 
Gürtel im Bausch überhängt, und grüner Mütze bekleidet. Die als Trink- 
gefäß gestaltete Figur ist die Karikatur eines beleibten älteren Mannes. 
Sein über einer mächtigen Halskrause schwebender und mit schwarzem Drei- 
master gekrönter Kopf ist abnehmbar und dient als Deckel. Der die Gefäß- 
höhlung bildende, übermäßig dicke Leib ist mit einem weißgrünen Rock und 
gefälteltem, braunem Mantel bekleidet, der durch einen Gürtel zusammen- 
gehalten wird. Die drollige Figur hebt die Hände wie zum Beten. 
Über den gegenwärtigen Stand der volkstümlichen Töpferei Sachsens 
sei nur das Wichtigste berichtet. Unser Jahrhundert hat, wie auf allen Ge- 
bieten, so auch hier, einschneidende Veränderungen 
gebracht. Die alten Sitze der Töpferei, die 
Lausitz, das Elbthal, das Muldenthal, sind ge- 
blieben, aber das Streben nach wenn auch ein- 
facher, so doch charaktervoller künstlerischer Ge- 
staltung ist ihnen mehr und mehr verloren ge- 
gangen. Billige und schlechte, aber modische 
Fabrikware, geschmackloses Steingut= und 
5 Porzellangeschirr ist auf dem Lande heimisch 
Fig. 262. geworden und hat dem Bauer die Freude an einer 
seinen einfacheren Bedürfnissen und Verhältnissen 
entsprechenden Topfware mit schlicht natürlichem Schmuck, die Freude an dem 
alten, noch nicht vom Städtergeschmack angekränkelten Geschirr verdorben. Nur 
vereinzelt kann man auf unseren Topfmärkten noch eine reicher verzierte Topf- 
warc, Stücke mit echt bäuerlicher Verzierung beobachten. In der Hauptsache 
sieht man daselbst nur noch grobes, schmuckloses Gebrauchsgeschirr vereinigt, auf 
dessen Herstellung sich der ländliche Töpfer zumeist ganz beschränkt, da der Bauer 
für eine ihm angemessene dekorierte Ware keinen Sinn mehr hat. Dem 
Gebrauchsgeschirr fehlt jede lokale Eigenart der Form. Das Kochgeschirr ist 
wie überall eine leichte Irdenware mit glänzender, dunkelbrauner oder gelber 
Glasur, die schweren Steinzeugwaren, die dickbauchigen Essigkrüge, die hohen, 
doppelhenkeligen Einlegetöpfe, die geräumigen konischen Näpfe, Schüsseln 
und Bottiche haben gewöhnlich die allenthalben für Steinzeug übliche graue 
oder blaue Farbe. Ein älteres, echt bäuerliches Gebrauchsgeschirr ohne Dekor, 
einen aus dem Wendischen stammenden Topf zum Ausdrücken von Brei (im 
Museum für sächs. Volkskunde) zeigt Fig. 262. 
Die produktiovsten Töpferorte der Lausitz sind heute Bischofswerda, Elster- 
 
	        
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