518 A. Kurzwelly: Die bäuerliche Kleinkunst.
einheimischen Serpentinsteinindustrie von Zöblitz im Erzgebirge verwendet
haben, die sich ihm schon durch ihren Farbenreichtum, der alle möglichen
Töne zwischen Moosgrün und Leberrot umfaßt, und noch mehr durch ihre
Billigkeit empfahlen. Die Zöblitzer Serpentinindustrie verdient an dieser
Stelle um so mehr wenigstens eine kurze Erwähnung, als sie bis in das
19. Jahrhundert hinein eine Art Hausindustrie war, die freilich bereits seit
mindestens 1613 unter dem Innungszwang stand.
Im 16. und 17. Jahrhundert ist der Zöblitzer Serpentin zu Gefäßen
von edelster künstlerischer Form verarbeitet worden, zu Gefäßen, die gut
genug waren, daß man sie in Nürnberg und Augsburg vornehmer Silber-
montierung würdigte. In neuerer Zeit hat man ihn hauptsächlich zu allerlei
billiger Gebrauchsware, wie Tafelgeschirr, Wein-, Bier= und Kaffeegeschirr,
Butter= und Salzgefäßen, Leuchtern, Dosen und Vasen, aber auch zu Reibe-
schalen, Mörsern und Wärmsteinen verarbeitet. Altere Erzeugnisse von
Zöblitz sind jetzt schon selten, am häufigsten gewisse zierliche, gebrauchte Henkel-
krüge mit Zinn= oder Silbermontierung. Das Beste, was die Zöblitzer
Industrie geleistet hat, veranschaulicht eine 1634 entstandene, mit Silber
montierte große Kanne mit Schale, die das Kunstgewerbe-Museum in
Berlin besitzt. »
Wie überall, so spielt auch in Sachsen das Zinngeschirr eine große
Rolle in der Bauernstube. Kein Wunder, da es ja selbst im Haushalte
des Städters bis in die Zeit unserer Großeltern zum täglichen Gebrauche
noch viel benutzt worden ist und sehr beliebt war. Im bäuerlichen Haus-
wesen nahm es infolge seines schmucken Aussehens, infolge der schönen
dekorativen Wirkung, die es durch seinen Silberglanz besitzt, schon eine
höhere Stellung unter den Geschirren ein. Jedenfalls bilden die stolzen
Reihen von blankgeputzten Zinntellern und zinnernen Bierkrügen, die das
Topfbrett des sächsischen Bauern schmücken, einen Hauptschmuck seiner im
großen und ganzen doch ziemlich kahlen Stube. Zu besonderen Bemerkungen
nach der Seite des Künstlerischen giebt das bäuerliche Zinngeschirr keine Ver-
anlassung. Die Teller sind meist ganz glatt und gleich den Bierkrügen,
wie auch anderwärts, vielfach mit den eingravierten Anfangsbuchstaben der
Besitzernamen oder auch mit ausgeschriebenen Namen sowie mit Jahreszahlen
versehen. Einen besonderen Reichtum an solchem einfachen Gebrauchsgeschirr
von Zinn soll noch heute die vogtländische Bauernstube aufzuweisen haben.
Wir dürfen annehmen, daß Sachsen früher allenthalben sehr reich an Zinn-
geschirr war, da es ehedem selbst sehr ergiebigen Zinnbergbau in Zinnwald
und Geising besaß und da andererseits das unmittelbar benachbarte Böhmer-
land von jeher Zinn in großer Menge und in vorzüglicher Qualität pro-
duziert hat.
Nebenbei sei in Kürze darauf hingewiesen, daß Sachsen in der besten