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520 A. Kurzwelly: Die bäuerliche Kleinkunst.
schmuck auftreten und bei festlichen Gelegenheiten verwendet zu sehen. Von
den Schnitzfiguren, die im Erzgebirge in den bescheidenen Heimstätten
des Bergmanns, des Köhlers, des Bauern als alltäglicher Zimmerschmuck
dienen, seien hier nur die Wettermännchen mit ihren zierlichen Häuschen und
die sogenannten Bergmannsleuchter erwähnt. Daneben kommen verschiedene
grotesk aufgeputzte Scherzfiguren vor. So primitiv diese Figuren sind, so
mögen sie doch dem Erzgebirgler in seinen engen Verhältnissen, in seiner
Einsamkeit manche frohe Stunde bereiten und sein einförmiges Zimmer
wesentlich verschönern helfen. Die Bergmannsleuchter verdienen eine ein-
gehendere Schilderung. Sie
bestehen in mehr oder minder
großen, meist ziemlich statt-
lichen Bergmannsfiguren, die
in einer Hand oder auch in
beiden Lichter halten. Sie
sind stets grell bunt bemalt
und tragen gewöhnlich das
Feierkleid des Bergmanns,
in der Regel eine schwarze
Kutte mit roten Armelauf-
schlägen, weiße Hosen, grünen
Hut mit Federstutz, weiße
Halskrause, vor dem Leib am
Gürtel die Blende und die
Tasche. Die rechte Hand hält
gewöhnlich die Barde (Axt),
wenn nicht in beide Hände
Lichter gegeben sind. Neben
einzelnen kommen ganze
Kränze von Lichtern vor.
Fig. 268. Derb in der Form, steif in
der Haltung, starr in den
Gesichtszügen, wirken diese Figuren doch infolge ihrer naturgetreuen Bemalung
ziemlich lebendig. Allenthalben verraten sie eine große Sicherheit im Schnitzen.
Besonders gute Exemplare stehen den grellbemalten Schächerfiguren grober,
barocker Passionsgruppen an Qualität nicht sehr fern. Der Bergmann
schnitzt sich seine Leuchterfigur selbst und setzt seine Ehre darein, seine Sache
möglichst gut zu machen.
In ihrem vollen Umfang, in ihrer ganzen Leistungsfähigkeit und Volks-
tümlichkeit zeigt sich die Figurenschnitzerei der Erzgebirgler erst in den Figuren-
gruppen, die sie für das Weihnachtsfest zusammenbauen, in den sogenannten