524 A. Kurzwelly: Die bäuerliche Kleinkunst.
rechteckigen Rahmen von kleinen Tannenzweigen eingefaßt, an dem ver-
goldete Apfel, Rüsse und billiges Zuckerzeug und bunte Glaslampen hängen.
Solche werden auch gern mitten in das Gelände der Krippe gesetzt. Wer
sich nicht einen eigentlichen Weihnachtsberg verschaffen kann, setzt wenigstens
einige Schäschen in das Moos zwischen die Doppelfenster.“) Eine besondere
Art der „Krippe“ schildert Spieß wie folgt: „In einer künstlich angelegten
Nische, die mit Tannenzweigen, zwischen denen vergoldete Apfel und Nüsse
prangen, ausgekleidet ist, erblict man die Stadt Bethlehem, durch mehrere
Straßen, aus hölzernen Häuschen aufgebaut, vertreten, die sich terrassen-
förmig in sieben bis acht Stufen nach oben verjüngen. Auf den Gassen
stehen kleine Figuren, teils Männer, teils Frauen. Zu unterst ein größeres,
offenes Haus, darin man das Christkind, die Eltern, die drei Weisen u. s. w.
erblickt. Im Vordergrund schließt sich an dieses Haus eine Wiese, wo die
Hirten ihre Herden hüten.“
Die Figuren der Weihnachtsberge sind zwar derb in der Form, indessen
oft von einer bei ihrer Kleinheit erstaunlichen Lebendigkeit der Bewegung.
Bei der „Krippe“ des Auer Bergvereins fallen die Tiere durch ganz
besondere Natürlichkeit, Lebendigkeit und Mannigfaltigkeit der Haltung auf.
In der Regel werden die Figuren und die Häuschen für die Stadtbilder aus
den einheimischen Spielwarenfabriken (in Lößnitz und auch a. O.) bezogen,
nicht selten aber im Hause selbst geschnitzt. Die Zusammenstellung der Figuren,
der Aufbau des Berges aus Holz, Wurzeln, Pappe, Moos, glänzenden
Steinen wird hingegen ausschließlich im Hause, und zwar vom Hausvater
selbst unter Beihülfe von Frau und Kindern besorgt. Von Jahr zu Jahr
wird das Alte mit Liebe und Sorgfalt ausgebessert, ergänzt und verschönert.
Vereinzelt spielte ehedem im Erzgebirge (u. a. auch in Zwickau und
zuletzt in Kirchberg) noch eine andere Schbpfung des Figurenschnitzers beim
Weihnachtsfest eine Rolle, das sogenannte „Bornkinnel“, eine weißgekleidete
Holzpuppe, die in der Christmette in der Kirche ausgestellt wurde.
Von dem älteren Mobiliar des sächsischen Bauernhauses, von den Arten
seiner Verzierung läßt sich vorläufig ein vollständiges Bild nicht gewinnen.
Soweit man die Verhältnisse gegenwärtig übersehen kann, hat es sich in
verhältnismäßig geringen Resten nur erhalten. Gar mancher originelle
Stuhl, gar mancher besonders reich verzierte Schrank wird in den letzten
Jahrzehnten dem Fortschritt zum Opfer gefallen, den modernen Ansprüchen
und Bedürfnissen gewichen oder durch Händler verschleppt worden sein. Und
noch beständig droht der alles nivellierende Städtergeschmack den ehrwürdigen
Hausrat unserer Landbewohner zu vernichten oder in die Hände des Trödlers
zu treiben. Ein Glück wenigstens, daß der Bauer nicht so leicht etwas ganz
*) Die vorstehenden Detailangaben verdanke ich z. T. der gütigen Vermittelung des
Herrn Landbaumeister Schmidt-Dresden, ebenso die Abbildung Fig. 269.