Full text: Sächsische Volkskunde.

528 A. Kurzwelly: Die bäuerliche Kleinkunst. 
Anhalt für die Bestimmung der Entstehungszeit, höchstens daß die gemalten 
Blumenguirlanden unter dem Gesims auf das 18. Jahrhundert zurückweisen. 
Die prächtigen Blumenkörbe auf den Thürfüllungen und die schlanken 
Blumenstengel auf den Feldern zu beiden Seiten und an den übrigen 
Teilen des Schrankes sind unmittelbare Naturnachahmungen. Die Blumen- 
malerei ist hier zum Teil auf Weiß, zum Teil auf den grün gestrichenen 
Grund aufgesetzt, an den Seitenwänden 
auf ausgesparten, nackten Holzgrund. 
Die Gesimse sind durch Marmorierung 
von den Flächen abgehoben. 
Gerade durch die Bemalung hin- 
gegen verrät ein großer doppelthüriger 
Kleiderschrank (Fig. 276) im Zimmer aus 
der Dresdener Gegend sein Alter, ein 
einfacher großer Kastenschrank, auf Kugel- 
füßen ruhend, mit hohem, stark vor- 
springendem Gesims. Die Blumenmale= 
reien stehen hier in derben gemalten 
Rokokorahmen. Der Blumendekor ist wie 
bei dem erstgenannten Schrank verteilt: 
die Thürfelder zieren Bouquets, die 
schmalen Seitenfelder stehende Blüten- 
stengel. Der Grund des Schrankes ist 
schwarz gestrichen, die Felder zeigen den- 
selben Grund. Der Schrank trägt zwei 
Jahreszahlen: in der Mitte des Ge- 
simses „1793“ in Verbindung mit dem 
Eigentümernamen „Johanna Sopyhia 
.. .sSchneiderin«,aufderMittederrechten 
Fig. 275. « Thür die den Rokokoumrahmungen ent- 
sprechende Zahl „1759"“. 
Ein einthüriger Kleiderschrank (Fig. 277), ebenfalls in der Stube aus 
der Dresdener Gegend, genau so schlicht gestaltet wie der vorige, läßt schwerer 
einen Schluß auf seinen Ursprung zu, wenn auch seine Bildung der Jahres- 
zahl, die er trägt, „1796“ (in Verbindung mit „Schubertin"), nicht wider- 
spricht. Er ist rot gestrichen und zeigt an der Vorderseite sechs weiß grun- 
dierte Felder mit zierlich gewundenen Rosen= und Tulpenzweigen. Die 
zierlichen ovalen Thürfelder umgeben Rahmen von eigentümlich verschlungenen 
marmorierten Bändern. Die Blumenmalerei ist hier von besonderer Feinheit 
und mehr als sonst stilisiert. Die graziös geschwungenen Blütenstengel sind 
vorzüglich in die gegebenen Felder hineingepaßt. 
 
	        
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