546 Die wendische, vogtl. u. altenburgische Volkstracht im 18. u. 19. Jahrhundert.
Ein buntes Seidentuch erhöht den Putz (Tafel III, f). Wie im nahen Alten-
burg wurden die Haare gern kurz getragen, ja, am Scheitel stark ver-
schnitten. Es ist bezeichnend, daß viele Volkstrachten das Haar verdecken
und wenig oder nichts von ihm sehen lassen. Einen stolzen Putz bilden die
stattlichen Buckelhauben, die in der Plauenschen Gegend üblich waren und
die nach Thüringen zu immer reicher anzutreffen sind. Sie bestehen, wie die
oben geschilderten Hauben, aus einem Papp-Cylinder, der auf dem Hinter-
haupt getragen wird, wagrecht nach hinten zugeht und dessen Schau oft
mit kostbaren Stickereien verziert ist. Ein buntseidnes Tuch wird auch hier
um die Haube gewunden, breite schwarzgemusterte Bänder fallen reich auf
dem Rücken herab. Die sehr kleidsame Kopfbedeckung ist mit geklöppelten und
gefalteten schwarzen Spitzen umrahmt (Tafel III, b).
Zu einer der sonderbarsten Volkstrachten hat sich die altenburgische
herausgebildet. Wie der altenburger Bauer sich 1700 gekleidet, das wissen wir
durch die sorgsamen Aufzeichnungen des Magisters Friedrich Friese. Die
heutige Tracht in ihrer absonderlichen Eigenart entstand erst im Anfang
unseres Jahrhunderts, und es ist lohnend, sie mit derjenigen des ehrsamen
Magisters Friese zu vergleichen. Im Jahre 1700 finden wir bei den Bauern
den mit einem „spitzen Turm“ gezierten, bei feierlichen Gelegenheiten roten
Hut, der aber schon dazumal einem kleineren Platz machen mußte. Der
Bräutigam trug um denselben noch eine goldene, mit grünen Blättern ge-
schmückte Binde mit weißen, roten und grünen Bändern. In unserer Zeit
war ein ganz niedriger Seidenfilzhut, dessen vordere Krempe niedergedrückt
wurde, in der Mode (Tafel IV, c k g). Unter dem großen spitzen Hute
trug man noch ein mit Barchent oder Pelz gefüttertes Mützchen, das nur
vor Standespersonen mit der linken Hand gelüftet, während der Hut mit der
rechten abgenommen wurde. Zweierlei Kopfbedeckungen zugleich aufzusetzen
(siehe Wenden) ist eine Sitte, die sich bei verschiedenen Bauerntrachten findet.
Um den Hals wurde ein schwarzer Flor geschlungen, das schwarze Halstuch,
das noch heute getragen wird. Ein Rock aus weißem Tuch, unter dem linken
Arm zuzuhefteln, „Weiße“ genannt, hat sich bis vor etwa 50 Jahren
erhalten. Er war nur länger geworden (Tafel IV, f). Ihn legten im vorigen
Jahrhundert die Knechte während der Arbeit an, später war er beim Kirch-
gang und in der Sommerszeit üblich und jetzt wird er bei den Bauernreiten
von den Trompetern getragen. Die Bauern kleideten sich mit einem bis
unter die Waden reichenden dunklen, grün gefütterten Rock mit weiten Armeln,
der jetzt, Kappe genannt, anschließender geworden ist. Auch ein roter, falten-
reicher Rock, der nur bis zu den Knieen reichte und unter den Armeln zu-
geheftelt wurde, war festtags in Mode; über demselben wurde oft ein schwarz-
ledernes Wams mit großen Taschen getragen. Dasselbe war vorn geschlossen
und nur als Festtracht vom Gürtel nach dem Halse zu geöffnet. Darüber