J. V. Deichmüller: Sachsens vorgeschichtliche Zeit. 49
Figq. II1- 112.
(Fig. 104) sind häufig vorhanden Pfriemen (Fig. 105), Nähnadeln (Fig. 106)
und falzbeinartige geglättete Geräte aus Knochen, Hacken und Hämmer aus
Hirschhorn, große Mahlsteine von Handmühlen, Spinnwirtel aus Thon
(Fig. 107), vereinzelt auch einmal ein Schlitt-
knochen als älteste Form des Schlittschuhs. —
Bogen und Pfeile mit zierlich aus Knochen ( )
geschnitzten Spitzen (Fig. 109) dienten als » ·
Jagdgeräte wie als Waffen. Als Schmuck —
wurden getragen glatte geschlossene Ringe aus A 30
Eisen oder Bronze, offene, an einem Ende flach
gehämmerte und zu einer S-förmigen Ose ge- Fig. 104-106. Fio. 109. Fio. No.
bogene Bronze= und Silberringe, die soge-
nannten „Schläfenringe"“ (Fig. 108), Tierzähne, durchbohrte Plättchen aus
Stein oder Schweinszahn (Fig. 110) und Perlen aus Thon. Als Kinder-
spielzeug sind zu deuten kleine Nach-
bildungen von Tieren und Rädchen
aus Thon.
In großer Menge findet man auf
slawischen Wohnplätzen die Trümmer
von Gefäßen, welche sich schon in der
äußeren Gestalt von denen aus älterer
Zeit unterscheiden. Der Formenreichtum
der letzteren ist verschwunden, mit wenigen
Ausnahmen haben die Töpfe die Gestalt
eines abgestumpften Kegels, welchem ein niedriger, eingeschnürter Hals mit
umgelegtem Rand aufgesetzt ist (Fig. 111 und 112). Als Material ist ein
mit groben Sandkörnern durch-
mengter Thon verwendet, die Ober-
flächen der Gefäße sind rauh und
ohne Uberzug, der Brand ist so
scharf, daß die Gefäße beim An-
schlagen klingen. Reichlich ange-
bracht und zu hübschen Mustern
zusammengestellt sind die Verzie-
rungen, welche den oberen Gefäß- m— Ho. F# 77.
teil, selten die ganze äußere Wan-
dung bedecken. Das häufigste und für die Erzeugnisse slawischer Keramik
geradezu typische Ornament ist die Wellenlinie, das sogenannte „Burgwall-
ornament“ (Fig. 112—113); weiter sind reihenweise Einschnitte und Ein-
stiche (Fig. 111 und 114), mit einem kammartigen Instrumente hervorgebrachte
Punktreihen (Fig. 112 und 116), gekreuzte Linien (Fig. 115) und dicht ge-
Wuttke, sächsische Velkskunde. 2. Aufl. 4