Full text: Sächsische Volkskunde.

50 J. V. Deichmüller: Sachsens vorgeschichtliche Zeit. 
drängte Horizontalfurchen (Fig. 115) angebracht. Die auf der Außenseite der 
Gefäßböden zuweilen vorhandenen kreisförmigen und sich kreuzenden erhabenen 
Linien oder rundlichen Vertiefungen werden als Töpferzeichen gedeutet (Fig. 
117). Alle Gefäße sind henkellos, an einzelnen Exemplaren ist die Wandung 
unter dem Rande zum Durchziehen einer Schnur durchbohrt. 
Neben diesen Produkten einheimischer Industrie kommen aber nun auch 
solche vor, welche fremden Ursprungs und durch den Handel bis in unsere 
Gegend gelangt sind. 
Zu derartigen Importartikeln gehören die aus silbernen Münzen und 
Schmucksachen bestehenden arabischen Hacksilberfunde, welche vereinzelt 
in der Lausitz vorgekommen sind.') Unter den Münzen herrschen die im 
9. und 10. Jahrhundert in Samarkand, Buchara, Ssäsh u. a. O. geprägten 
Samanidenmünzen vor, seltener sind solche deutschen Gepräges und die so- 
genannten Wendenpfennige aus dem 10. Jahrhundert. Als Schmuck er- 
scheinen Halsringe aus geflochtenem Silberdraht 
(Fig. 118), Ohrgehänge mit Kettchen und An- 
hängseln und große mit Kügelchen und Knöpf- 
chen besetzte Perlen (Fig. 119). Der in diesen 
Schmuckstücken ausgeprägte Geschmack und die 
Technik derselben weisen auf denselben orienta- 
lischen Ursprung hin wie die Münzen. Es ist 
bekannt, daß gegen das Ende des ersten Jahr- 
tausends n. Chr. durch Araber ein schwunghafter 
Handel vom Orient her durch Ostdeutschland und 
, Rußland nach dem Norden, selbst bis nach Eng- 
land hinüber betrieben wurde. Die wenigen sächsischen Hacksilberfunde mögen 
wohl von Schlesien herüber gekommen sein. 
Nur selten ist unter den Bestandteilen dieser an Metallwert oft nicht 
unbedeutenden Funde ein unverletzter Gegenstand, fast ausnahmslos sind 
Münzen und Schmuck in kleine Stücke zerschnitten und zerhackt. Hieraus 
geht hervor, daß der Silberschmuck nicht als solcher gedient hat, er vertrat 
vielmehr, wie als sicher gelten kann, die Stelle des Kleingeldes, welches da- 
mals unter der Bevölkerung noch nicht verbreitet war; das Silber wurde 
abgewogen, der Tauschwert nach dem Gewicht bestimmt. 
Einem ganz anderen Kulturkreise gehören die Beigaben an, welche in der 
Nachbarschaft von Dresden in einigen Skelettgräbern gefunden worden sind. 
  
  
*) L. Feyerabend in Jahreshefte der Oberlausitzer Ges. für Anthropologie in 
Görlitz, 4. Heft, S. 219, Taf. IX.
	        
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