Full text: Sächsische Volkskunde.

Ed. O. Schulze: Verlauf und Formen der Besiedelung des Landes. 69 
beute), Gosa, Coswig, Kaitz (chyzü —Fischerhütte) u. a. mehr.) — Fischerei 
und Bienenzucht in Waldbeuten waren schon früh im wirtschaftlichen Leben 
der Wenden von hervorragender Bedeutung. Beide legten Austausch des 
lberflusses gegen fehlende Bedarfsgüter nahe. Honig und Wachs waren be- 
kanntlich im Mittelalter äußerst wichtige und begehrte Produkte, und letzteres 
bildete früh schon einen Hauptartikel des wendischen Handels. 
Im allgemeinen erscheint indes die gewerbliche Thätigkeit gerade bei den 
Sorben wesentlich als Hauswerk; sie bezweckte in der Hauptsache Deckung 
des eigenen Bedarfs und kam wohl nur wenig für die Verwertung nach 
außen durch Tausch und Handel in Betracht. 
Der Handel, der bei den Ostseewenden und andern slawischen Stämmen, 
besonders auch nach der Donau zu, äußerst lebhaft entwickelt war (Ibrahim 
nennt bereits Prag als einen der größten Handelsplätze der Slawen), tritt 
bei den Sorben anscheinend mehr zurück, entsprechend der Verkehrslage des 
Landes. 
Allerdings muß die große Handelsstraße, die von Mainz (wo um 1083 
ein spanischer Araber in Samarkand geprägte Dirhems des 10. Jahrhunderts 
antraf,) über Erfurt weiter gen Osten (Krakau) führte, auch das sorbische 
Gebiet durchzogen haben. Und wenn Sturm, als er in der Buchonia nach 
einem geeigneten Ort für die Klostergründung des heil. Bonifatius suchte, 
bei einer Furt der Fulda auf badende slawische Kaufleute stieß, so liegt die 
Vermutung doch sehr nahe, daß es sich dabei um Sorben gehandelt habe. 
Ebenso läßt sich aus der schon erwähnten Instruktion Karls d. Gr. 
für die Königsboten v. J. 805, die Magdeburg, Erfurt und Hallstadt unter 
den Plätzen nennt, in denen der Handel mit den Slawenländern zentralisiert 
werden sollte, auf Handelsverkehr mit den vorliegenden sorbischen Gebieten 
schließen. Weitere Spuren finden sich dann in dem Verkaufszehnt, der nach 
Schenkungsurkunden Otto's d. Gr. aus dem kaum erst unterworfenen Lande ent- 
richtet wurde, und in einem Diplom von 983, das ausdrücklich Kaufmanns- 
karawanen in den Elbgegenden um Belgern und Meißen erwähnt. 
Geprägtes Geld als Tauschmittel kannten die Sorben, wie die übrigen 
Slawen, gewiß nur in Gestalt byzantinischer und arabischer Münzen; un- 
geprägt kamen Gold und Silber vor. Im innern Tauschverkehr mochte 
man sich, wie die Russen der Marderfelle, so in unsern Gegenden der von 
Ibrahim (und ebenso von Helmold bei den Ranen auf Rügen) erwähnten 
leinenen Tücher bedienen, die an die friesischen „Vadhmäl“ erinnern. Ibrahim 
giebt den Wert eines solchen Tuches an auf ½10 Pefise, und setzt die Kauf- 
*) Allerdings mögen manche dieser Dörfer Ursprung und Benennung erst späterer 
Zeit und dem Umstande verdanken, daß die Bewohner ihrem Herrn zu bestimmten 
Leistungen verpflichtet waren.
	        
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