WILHELNM DER SIEGREICHE « 7
im stillen eine Armee zu bilden, ohne daß Napoleon
etwas davon gewahr werden sollte. Dieser hatte
nämlich’' befohlen, daß der König von Preußen nur
40 000 Soldaten halten dürfe. Scharnhorst aber
wollte ganz im geheimen 150 000 auf die Beine
bringen und sie so ausbilden, daß sie im geeigneten
Moment losschlagen konnten.
Die Art und Weise, wie Scharnhorst in der
That sich dieser gewaltigen Aufgabe entledigte, be-
wunderte Wilhelm außerordentlich. Scharnhorst
erschien ihm als das Ideal eines Feldherrn, ebenso
groß in der Wissenschaft wie im praktischen Leben.
Unter soldatischen Ubungen und Studien schwan-
den den prinzlichen Kindern die Tage. Ihre liebste
Erholung hatten sie auf der in der Havel belegenen
Pfaueninsel, wohin sie zuweilen Ausflüge machten.
Wald, Wasser, Park und Wiese vereinten sich hier
zu einem lieblichen Naturgemälde, das stets neue
Reize bietend unablässig seine Anziehungskraft übte.
Friedrich Wilhelm besaß hier ein einfaches Land-
haus, in welchem er im Kreise der Seinen von den
Regierungsgeschäften ausruhte. Hier fühlte er sich
ganz als Mensch und Familienvater, und manche
Scene schönen und reinen Familienglückes spann
sich auf dem stillen Eiland ab. Hier war es, wo
den Königssöhnen jener Sinn für das häusliche
Glück des Familienlebens kam, den sie im späteren
Leben nie verleugneten.
In diese glücklichen Jugendtage aber sollte bald
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die rauhe Hand des Schicksals greifen. Schon zo
früher hatte die Königin zeitweise über hbeftige