Full text: Handbuch des geltenden Öffentlichen und Bürgerlichen Rechts.

416 Gerichtswesen (Gerichtsverfassung). 
und Strafsachen, für welche nicht entweder die Zuständigkeit von Ver— 
waltungsbehörden oder Verwaltungsgerichten begründet ist, oder reichs- 
gesetzlich besondere Gerichte bestellt oder zugelassen sind; vogl. jedoch § 11 
Abs. 2 EGVG., §9 GVG., 8§ 4, 5 EG.ZPO. (§ 13). Als besondere 
Gerichte sind reichsgesetzlich bestellt: 
a) Konsulargerichte G. 7. 4. 00 (RGBl. 213), 
b) Militärgerichte (§ 7 EGVG., RMil G. 2. 5. 74 8§ 39, 72, Militär- 
5strafgerichts O. 1. 12. 98 (RGBl. 11899), 
Jc) Schiedsgerichte für Berufsgenossenschaften, Invalidenversicherungs- 
anstalten s. S. 210 f. 
d) Gewerbegerichte, G. 29. 7. 90 i. d. Fassg. 29. 9. 01 (RGBl. 353) 
und Kaufmannsgerichte, G. 6. 7. 04 (RGBl. 266), jene im GVG. 
noch als „zugelassen“ bezeichnet. 
S. auch bezüglich der auf Grund der Seemanns)O. bestehenden Seemanns- 
ämter V. 13. 3. 03 (Röhl. 42); zugelassen sind (8§ 14): 
1. die auf Staatsverträgen beruhenden Rheinschiffahrts-(G. 8. 3. 79, 
GS. 129, s. dazu V. 1. 9. 79, GS. 609 u 20. 8. 00, G. 314; V. 28. 9. 05, 
GS. 371, S. 6. 08, GS. 154) und Elbzollgerichte (§ 1 G. 9. 3.79, GS. 132). 
2. Gerichte, welchen die Entscheidung von bürgerlichen Rechtsstreitig- 
keiten bei der Ablösung von Gerechtigkeiten oder Reallasten, Separationen, 
Konsolidationen, gutsherrlich-bäuerlichen Auseinandersetzungen u. dgl. vor- 
behalten ist. Die erste Instanz bilden in Preußen die Generalkommissionen 
und die landwirtschaftlichen Spruchkollegien bei den Regierungen, die 
zweite das Oberlandeskulturgericht, die dritte, nach Kaiserl. V. 26. 9. 79, 
RGl. 287, das Reichsgericht (Ausf G. § 19, G. betr. Auseinandersetzungs- 
verfahren in der Fassung vom 10. 10. 99, GS. 403). 
3. Gemeindegerichte zur Entscheidung über vermögensrechtliche Streitig- 
keiten bis zu 60 M., jedoch vorbehaltlich der Berufung auf den ordent- 
lichen Rechtsweg (Amtsgerichte); die in Preußen bestehenden sog. Dorfgerichte 
haben keine richterliche Tätigkeit; wegen ihrer Tätigkeit s. oben S. 334. 
4. Ferner besteht weiter der mit dem Kammergericht verbundene Ge- 
heime Justizrat für die bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten gegen Mitglieder 
der königlichen Familie sowie der fürstlichen Familie Hohenzollern (G. 
26. 4. 51, GS. 181; Einf G. § 5, AusfG. § 18), sowie der besondere 
Gerichtsstand von „Austrägen“ für die Standesherren in Strassachen 
(EinfG. § 7; Bund èäkt. 18. 6. 15, Art. XIV: G. 10. 6. 54, GS. 363, 
Instr. 30. 5. 20, GS. 81). 
Die Ausübung einer geistlichen Gerichtsbarkeit, namentlich bei Ehe- 
und Verlöbnissachen, ist ohne bürgerliche Wirkung (§ 15; RG. über Be- 
urkundung des Personenstandes 6. 2. 75, REl. 24, § 76). 
Ausnahmegerichte sind unstatthaft (§ 16). 
Die Gerichte entscheiden selber über die Zulässigkeit des 
Rechtsweges, doch ist für Preußen die Entscheidung von Streitigkeiten 
zwischen den Gerichten und den Verwaltungsbehörden bzw. -Gerichten 
über die Zulässigkeit des Rechtsweges nach Vorschrift des § 17 GVG. 
durch V. 1. 8. 79 (GS. 573) und G. 22. 5. 02 (GS. 145) einem 
besonderen Kompetenzgerichtshof übertragen. Zur Erhebung des (sog. 
positiven) Konfliktes ist nur die Zentral- (auch in eigner Sache OV.
	        
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