Volk und Staat. 101
Nach dem Religionsbekenntnis gehörtdie erdrückende
Mehrheit der sächsischen Bevölkerung der evangelisch-luthe-
rischen Landeskirche an. Zu ihr bekennen sich 3954 132
— 94%. 16080 (0,4% ) Reformierte und 1851 andere
Evangelische gehören gleichfalls zu den Protestanten. Ihr
Maximum erreicht die evangelische Bevölkerung in den Amts-
hauptmannschaften Marienberg und Dippoldiswalde (je
98,2%) im östlichen Erzgebirge und Glauchau (98,0%):
ihr Minimum in der Amtshauptmannschaft Zittau (83,25).
Von anderen Bekenntnissen ist nur die römisch-katholische
Kirche mit 197005 Köpfen oder 4,7% der Bevölkerung
in größerer Zahl vertreten.
1834 war die Bevölkerung noch zu 98%% evangelisch-luthe-
risch. Erst seit 40 Jahren ist der Anteil der Protestanten lang-
sam gefallen, der römisch-katholische (1834., 1¾ ) gestiegen.
Diese Verschiebung ist nicht eine Folge von Ubertritten — denn
alljährlich treten viel mehr Katholiken zur protestantischen Kirche
über als umgekehrt (1877—1903 sind 6333 Katholiken zur evan-
gelischen, nur 916 Evangelische zur katholischen Kirche über-
getreten) —, sondern der steigenden Zuwanderung aus katho-
lischen Gebieten, namentlich aus Österreich. Von den Katholiken
sind 80894, also fast die Hälfte Reichsausländer. 1885 gab
es erst S7000 -2,7 5% Katholiken, seitdem ist ihre Zahl schnell
zur oben erwähnten angewachsen. Der Bedarf an Arbeitskräften
hat das verhältnismäßig stärkere Anwachsen der konfessionellen
Minderheit herbeigeführt, eine Erscheinung, die sich auch in allen
anderen reichsdentschen Gebieten mit starker Zuwanderung zeigt
und in den katholischen Gegenden den protestantischen Anteil
hebt. Überwiegend katholische Orte finden sich nur in der dausis
(s. S. 22); daher zählen die Amtshauptmannschaften Zittau 16,2,
Kamenz 10,1% Bautzen 10,0% Katholiken. Uber 5% finden
sich noch im Elbgebiet (Stadt Dresden 9,4, Amtshauptmann-
schaft Dresden-A. 6,5, Pirna 5,9, Dresden-N. 5 „3%) und in der
Stadt Chemnitz 0. 1%, den Gebieten stärkster Zuwanderung
aus Österreich. Starke katholische Minderheiten in einzelnen
Gemeinden des Niederlandes rühren von der Einwanderung
landwirtschaftlicher Arbeiter her. Die wenigsten Katholiken hat
die Amtshauptmannschaft Marienberg (1, 45%⅝). Von den christ-