Volk und Staat.
Auch die Hausformen zeigen die Verschiedenheit der
flawischen und deutschen Besiedlung. Das flawische Haus
ging aus der Lehmhütte hervor, bei den Wenden der Lansitz
ist es noch in seinem eigenartigen Gepräge erhalten. Es
hat nur ein Erdgeschoß, hölzerne Säulen tragen von den
Hauswänden abstehend das vorspringende Dach, wohl um
das Regenwasser von den Lehmwänden abzuhalten. Später
entstand daraus der Fachwerkbau. Ein einfaches Satteldach,
ursprünglich mit Stroh gedeckt, deckt das Ganze.
Die in ganz Sachsen vorherrschende deutsche Grundform
ist der fränkische Bauernhof, der auch in den meisten ehemals
slawischen Dörfern mit der deutschen Besiedlung durchge-
drungen ist. Rechtwinklig zur Straße, dieser den Giebel
zukehrend, steht das Wohnhaus. In ihm liegt auch, durch
die Hausflur von der Wohnung getrennt, der Kuhstall. Der
Pferdestall, meist mit der Auszüglerwohnung darüber, und
die Scheune begrenzen den viereckigen Hof auf zwei weiteren
Seiten. Nach der Straße ist er durch eine Mauer abge-
schlossen; durch diese führt ein großes Einfahrtstor und
neben dem Wohnhaus eine kleine Pforte. Im Hof nimmt
der Düngerhaufen einen ziemlich großen Platz ein; der
Kettenhund übersieht Haustür und Hoftor. Außerhalb des
Gehöftes liegt der Kretzgarten, in dem Gemüse, Beeren und
Blumen gebaut werden.
Die Volkstrachten sind in den meisten Gegenden
verschwunden, nur die Wenden halten noch an der ihrigen
fest. Auch im Altenburgischen tragen die Bauerfrauen die
alte, aber allmählich mehrfach abgeänderte wendische Tracht
noch vielfach und erscheinen in ihr auf den Wochenmärkten
der benachbarten sächsischen Städte. Der enganliegende
kurze Rock, die weißen Strümpfe, die Schürze, das Kopf-
tuch mit zwei durch Pappe gestärkten herabhängenden Streifen,
das brettartige, ebenfalls mit Pappe gesteifte Mieder lassen