Full text: Landeskunde des Königreichs Sachsen.

54 Erzgebirgisches Becken und Mittelgebirge. 
umpfigen Niederungen Unmassen von Kryptogamen augehäuft. 
ächtige Baumfarne, mit Wedeln bis zu 3 m Länge, bis 30 m 
hohe und 2 m dicke, nach oben sich gabelnde Schuppenbäume, 
Siegelbäume, die wie riesige Bürsten zum Putzen von Lampen- 
zhlindern aussahen, und große baumförmige Schachtelhalme, 
deren Stämme meterdick wurden, bildeten ganze Wälder von 
recht einförmigem Äußeren. Blütenpflanzen gab es noch nicht. 
Die Tierwelt war noch sehr dürftig, die höchststehenden Tiere 
waren Lurche. Die abgestorbenen Pflanzen wurden zusammen- 
geschwemmt, mit Sand und Schlamm bedeckt und in Kohle ver- 
wandelt. So entstanden die Kohleuflöze, die unterirdischen Schätze 
des Erzgebirgischen Beckens, die um Zwickau und Lugau, nener- 
dings auch bei Chemnitz erschlossen sind. Im Zwickauer Kohlen- 
revier liegen stellenweise zehn Flöze übereinander. Elf Flözgruppen 
bestehen dort aus über 300 Kohlenbänken von ½—3 m Mächtig- 
keit. In der Zeit der Dyasformation wurde darüber das Rot- 
liegende abgelagert. Es besteht aus Geröll und Letten, die 
durch ein toniges Bindemittel gefestigt und durch Eisenoxyd 
rötlich gefärbt sind. Das Rotliegende füllte das ganze ursprüng- 
liche Becken aus, es wurde verschiedentlich von Porphyr durch- 
brochen. Die nördliche Hauptfalte wurde seit jener Zeit durch 
Abtragung und Senkung fast eingeebnet. Die Abtragung und 
die Ausnagung durch das fließende Wasser schufen die heutigen 
Oberflächenformen des Mittelgebirges. Die Täler sind hier fast 
cafnartige Erosionstäler. In der Tertiärzeit entstanden bei 
der Hebung des Erzgebirgssattels große Verwerfungen der Kohlen- 
flöbe. Während der Eiszeit ging das Binneneis in seiner 
größten Ausdehnung über das Mittelgebirge weg bis an den 
Südrand des Erzgebirgischen Beckens. Das Muldental lag in 
der älteren Diluvialzeit bedentend höher; bei Cossen und Walden- 
burg lagern 60 m über der heutigen Talsohle diluviale Schotter. 
Au den Hochflächen des Mittelgebirges erreicht der Glazialschotter 
15 m Mächtigkeit. Geschiebelehm und Löß gaben den wertvollsten 
Boden des Mittelgebirges. 
Das Klima ist ziemlich mild. Die Längsachse des Mittel- 
gebirges fällt mit der 80-Isotherme zusammen. Das Erz- 
gebirgische Becken hat durchschnittlich 7,3° Jahrestemperatur. 
Die Niederschläge betragen meist 60—80 em; sie sind un- 
regelmäßig verteilt. Das Maximum hat Glauchau mit 86 em, 
dagegen fallen im Muldental aufwärts in Zwickau nur 68 ecm,
	        
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