Das Erzgebirge. 71
Den besten Überblick über diese vom Gestein bedingte Ver—
schiedenheit bietet der Turm auf dem basaltischen, gerade an der
Grenze von Gneis und Glimmerschiefer liegenden Scheibenberg.
Hier tritt der Unterschied zwischen den flachen, von Wald ent—
blößten Gneismulden und den bewaldeten langen Glimmer—
schieferrücken, unter denen der doppelgipflige Fichtelberg domi—
niert, und den Basaltbergen am schärfsten hervor. Der Blick
vom Scheibenberg läßt auch am besten erkennen, daß die Ab-
tragung für die heutigen Oberflächenformen der Nordabdachung
viel maßgebender ist als der tektonische Aufbau.
Westlich vom Fichtelberg beginnt die Phyllitzone, die
sich ins Vogtland fortsetzt und auch den nordwestlichen Ge-
birgsfuß bis Oderan bildet. Sie ist im oberen Mulden-
gebiet durch große Granitinseln fast völlig unterbrochen,
deren größte, die Eibenstocker, sich in Böhmen bis jenseits
des Egertales fortsetzt. Von dieser ist im Norden die Kirch-
berger Granitinsel als zweitgrößte nur durch eine schmale
Phyllitzone getrennt, die inselartig auch im Eibenstocker Granit
erhalten ist. Kleinere Granitdurchbrüche finden sich bei Aue,
Geyer und Thum (Greifenstein), im östlichen Gebirge bei
Moldau, Altenberg und Bobritzsch. Die Eibenstocker Granit-
landschaft zeichnet sich durch ihre vielen Kuppen und Kegel,
tiefeingeschnittenen Täler und schönen Wälder aus. Das
Kirchberger Massiv dagegen ist wie die Bergener Granit-
insel des Vogtlandes zu einem bis 70 rtiefen, von Schiefer-
wällen umrandeten Kessel ausgetieft worden. Einen eigen-
artigen landschaftlichen Reiz gewährt der Granit durch seine
Felsenmeere und grotesken Klippen, die Zeugen seiner Ver-
witterung und Abtragung. Der Turmalingranit gibt dabei
kubische Blöcke oder Platten, die grobkörnige Abart woll-
sack= und matratzenförmige Felsen.
Die vereinzelt auftretenden Basaltkuppen und -Tafel-
berge sind teils dem Kamm aufgesetzt, teils ihm nördlich
vorgelagert. Sie geben der Gneiszone erst den Gebirgs-