Das Erzgebirge. 75
Zur Diluvialzeit dehnte sich das Binneneis bis an den
Fuß des Erzgebirges aus. Auf diesem selbst bildeten sich,
namentlich am Fichtel= und Keilberg, große Firnflecken und kleine
Gletscher. Eine Grundmoräne, aus Lehm mit Steinblöcken
bestehend, ist bei Schmiedeberg i. B. nachgewiesen. Die Ver-
tiefung der Täler machte weitere beträchtliche Fortschritte. Dilu-
viale Flußschotter lagern bei Aue 70 m, bei Flöha 30 m über
der heutigen Talsohle.
Das Klima wird mit zunehmender Höhe rauher, aber
nirgends so unwirtlich, wie das alte Märchen vom „säch-
sischen Sibirien", der Gegend am Kranichsee, behauptet.
In der Annaberger Gegend, dem Mittelpunkt des Erz-
gebirges, zieht der Frühling nur 20—30 Tage später ein
als im Elbtalkessel, der wärmsten Gegend Sachsens. Die
Jahrestemperatur beträgt am Juß des Gebirges noch
7—80 (Freiberg 400 m 7,40, Chemnitz 311 m 7,80). Die
durchschnittliche Abnahme auf 100 m Höhe beläuft sich auf
0,5720. Die 60-Isotherme trennt die Kammpartie von der
niederen Abdachung. Unter 56 sinkt die Jahrestemperatur
nur auf dem Kamm selbst (Carlsfeld 824 m 4,60, Teller-
häuser 925 m 4,00, Fichtelberg 1215 m 2,70). Eine rasche
Temperaturabnahme tritt erst im Oktober ein, was den
Ackerbau bis in die höchsten Lagen und bei Annaberg noch
Obstbau ermöglicht. Im Winter tritt bei ruhigem, sonnigem
Wetter nicht selten Temperaturumkehr ein; die Luft auf den
Höhen ist dann wärmer als in den Tälern und der Tief-
ebene. Im Verhältnis zu den normalen Höhenwerten für
ganz Sachsen zeigt nur der Kamm unternormale Jahres-
temperaturen, doch macht hier der Fichtelberg eine Aus-
nahme mit um 0,40 übernormaler Temperatur. Am stärksten
(0,60) ist die Abweichung nach oben im mittleren Zschopau-
gebiet und den östlich und westlich anschließenden Strichen.
Die Niederschläge nehmen durchschnittlich um 5,5 cm
auf 100 m Höhe zu. In den niedrigeren Lagen beträgt