Das Erzgebirge. 79
Bergleute erschlossen die reichen Silbergruben, die Freiberg zu
einer der größten und reichsten Städte des Landes machten. Da-
neben bestanden in Schneeberg ergiebige Silberbergwerke, wenn
auch die Berichte über die Ausbeute vielfach übertrieben sind.
Auch Ehrenfriedersdorf war ein wichtiger Bergort; viele alte
Pingen und Stollen bezeugen die einst weite Verbreitung des
Bergbaus im ganzen Gebirge. 1496 wurde Annaberg an neu
erschlossenen Silberadern gegründet, im 16. Jahrhundert Marien-
berg und auf böhmischer Seite Joachimsthal. Nach letzterem
erhielten die Taler ihren Namen; sein Bergbau hat in den
letzten Jahren erneute Bedeutung gewonnen, seitdem er für die
Gewinnung des Radiums die Hauptquelle geworden ist. 1654
gründeten wegen ihres Protestantismus aus Platten i. B. ver-
triebene Bergleute Johanngeorgenstadt und erschlossen die dortigen
Erzgänge. Auch der höchste Ort Sachsens, Tellerhäuser, ver-
dankt dem Bergbau seine Entstehung, er wurde von einem Berg-
mann Teller gegründet. 1765 wurde die Bergakademie in
Freiberg errichtet, die bald Weltruf erlangte und diesen bis heute
bewahrt hat.
Jetzt ist der Silberbergbau infolge des Preissturzes
des Silbers durch die amerikanische Uberproduktion nicht
mehr lohnend. Er erfordert sogar erhebliche Zubuße. Die
noch im Betrieb befindlichen, sämtlich dem Staat gehören-
den Silbergruben bei Freiberg sollen bis 1913 allmählich
ganz aufgelassen werden, da die stetig abnehmenden Über-
schüsse der großen staatlichen Hüttenwerke in Muldenhütten und
Halsbrücke die Zuschüsse für die Erzbergwerke bei weitem
nicht mehr decken. Dem Bergbau und Hüttenbetrieb ver-
danken die große 140 m hohe Esse von Halsbrücke zur Ab-
führung der schädlichen Hüttengase und der Rothschönberger
Stollen (s. S. 31) zur Ableitung der Grubenwässer ihre
Entstehung.
Auch die Altenberger Zinngruben können gegen den
überseeischen Wettbewerb nicht mehr aufkommen, sie sind
jetzt durch ihre Wolframerze noch haltbar. Im Schnee-
berger Revier wird der Bergbau jetzt auf Kobalt, Wismut
und Nickel betrieben. ½/V des Ausbeutewertes der westerz-