Full text: Landeskunde des Königreichs Sachsen.

Das Erzgebirge. 81 
Gebirges haben die Glashütten in und bei Carlsfeld her- 
vorgerufen. Die Holzindustrie ist infolge des Waldreich- 
tums sehr vielseitig. Schneidemühlen sind fast an allen 
Wasserläufen in lebhafter Tätigkeit, Papier= und Holzstoff- 
fabriken bevorzugen das Muldental. Holzschnitzerei und 
Spielwarenfabrikation sind im Flöhatal heimisch, Musik- 
instrumente werden vorwiegend auf böhmischer Seite in 
Preßnitz verfertigt. Die vielen kleinen Eisenwerke der Ge- 
birgstäler sind infolge der abnehmenden Eisenerzgewinnung 
im Rückgang. Für die Metallindustrie ist die Blechwaren- 
fabrikation in Aue und Umgebung der Hauptzweig geworden. 
Im westlichsten Teil des Gebirges ist Schönheide der Sitz. 
einer starken Bürsten- und Pinselfabrikation. 
Dank der Industrie ist die Volksdichte im Erzgebirge 
so hoch, wie in keinem anderen deutschen Gebirge, und höher 
als im landwirtschaftlichen Tiefland. Es gibt im Erz- 
gebirge weder reine Ackerbau= noch reine Industriebezirke. 
Die Bevölkerung ist ihrer Mehrzahl nach in verhältnismäßig 
großen Orten vereinigt, zwischen denen sich weite Flächen 
ohne Wohnplätze ausdehnen. Große, langgestreckte Dörfer 
mit teils bäuerlicher, teils industrieller Bevölkerung wechseln 
mit zahlreichen kleinen Städten fast ländlichen Charakters 
ab; der Gegensatz von Stadt und Land ist vielleicht nirgends 
so verwischt wie im Erzgebirge. Bis 700 m Höhe übertrifft 
die Volksdichte noch den Reichsdurchschnitt. Die großen 
Kammwaldungen sind fast gar nicht besiedelt, dafür ist aber 
an den gerodeten Stellen die Bevölkerung um so dichter, 
300—400 Menschen kommen da auf den qkm. 
1900 betrug die mittlere Volksdichte in den Amtshaupt- 
mannschaften 
mit Städten: in den Dörfern allein: 
Dippoldiswalde 83 71 
Freibre 178 132 
Flöha.. .. 217 158 
Zemmrich, Landeskunde d. Königr. Sachsen. 6
	        
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