88 Das Vogtland.
wenig gegliedert — die mittlere Schartung beträgt nur
32 m —, aber als Wasserscheide zwischen Elster und Saale
die natürliche Westgrenze. Im Norden geht er in die ebenso
hohe Hochfläche des reußischen Oberlandes über.
Das mittlere Vogtland ist von einer großen Zahl
oft sich kreuzender Höhenrücken mit dazwischenliegenden,
meist gewundenen Tälern erfüllt. Von den Grenzrücken ge-
sehen, schieben sich diese Höhen wie Kulissen durcheinander.
Ihren Mittelpunkt bildet der 507 m hohe, von der vogt-
ländischen Bismarcksäule gekrönte Kemmler bei Plauen.
In diesem mittelvogtländischen Berg= und Hügelland kreuzen
sich bereits die noch vorherrschende erzgebirgische und die
sudetische Hauptrichtung der deutschen Mittelgebirge. Da
sich noch drei andere, untergeordnete Richtungslinien geltend
machen, wird der ganze Aufbau des Bodens äußerst mannig-
faltig und scheinbar regellos gestaltet. Die nördliche Ab-
dachung ist zwar vorherrschend, aber nicht so gleichmäßig
ausgeprägt wie im Erzgebirge. Daraus ergibt sich auch ein
anderes Landschaftsbild. Für dieses ist der große Unterschied
zwischen Höhe und Tal ausschlaggebend. Das Höhenbild
wird durch die große Zahl der hintereinander sich erheben-
den Bodenwellen bestimmt. Kurze, breite Rücken, Buckel,
Kuppen und Höcker, teils reihenförmig angeordnet, teils in
wirrem Durcheinander, lassen mit den tiefen Talrinnen die
Landschaft zerklüftet und unruhig erscheinen. Das meist
400 —600 m hohe Gelände gleicht von überhöhendem Stand-
punkt gesehen fast einem erstarrten Wellenmeer. Der stete Wech-
sel von Wald, Feld und Wiese erhöht diese Mannigfaltigkeit.
Die tief eingeschnittenen Täler sind durch die tektonischen
Verhältnisse in ihrer Entwicklung bestimmt und durch diese
zu häufigem Wechsel der Nichtung gezwungen worden. Beim
Durchschneiden von Gebirgsfalten und Sätteln entstanden
steilwandige Talengen, Verwerfungen bewirkten zum Teil