92 Das Vogtland.
tiefem Meer, das Mitteldevon in einer Flachsee abgelagert, in
der Kulmperiode bildeten sich zahlreiche Inseln. Die vulkanischen
Diabasdurchbrüche gehören dieser Zeit an. Dann wurde das
Vogtland ein Teil des paläozoischen Faltengebirges. Der süd—
liche Hauptkamm fiel mit dem heutigen Grenzkamm zusammen,
das mittlere Vogtland bildete die Hauptmulde, die zweite Haupt—
aufwölbung zog die Nordgrenze entlang. Gleichzeitig entstanden
viele Nebensättel und Nebenmulden, die teils in der erzgebirgischen
Richtung (8SW-NO), teils auch in der sudetischen (SO-NW)
verliefen, zu denen sich noch die oben erwähnten untergeordneten
Richtungslinien gesellten. So entstand ein System sich fast recht-
winklig schneidender, kreuz und quer ziehender Sättel und Mulden,
das bis heute das ne sn der vogtländischen Landschaft
bildet und ihr den scheinbar regellosen, uuruhigen Charakter
verleiht. Die mesozoische Zeit war eine Periode der Einebnung
und Abtragung. In der Tertiärzeit wurde der Hauptsattel ge-
hoben und brach staffelförmig nach Süden ein. Das Ergebnis
war der heutige südliche Steilabfall und die Bildung eines großen
Seebeckens im Egerland. Die tektonischen Verschiebungen sind
jetzt noch nicht abgeschlossen; auf ihre Fortdauer weisen die
häufigen Erdbeben hin, die oft in Schwärmen auftreten und im
Gebiet des Zusammentreffens der verschiedenen Gebirgssysteme,
besonders längs der großen Verwerfung am Südhang des
Elstergebirges ihre größte Stärke erreichen. Namentlich im
Graslitzer Becken des Zwotatales rufen sie durch ihre Heftigkeit
mitunter Bennruhigung hervor, wie im Herbst 1897 und Früh--
jahr 1903. In die Tertüärzeit fallen auch vereinzelte Basalt-
durchbrüche im Elstergebirge. Der neuerdings von Süß für
jungquartär erklärte kleine Vulkan des Kammerbühls bei Fran-
zensbad im Egerbecken ist jetzt noch durch seine Aschen= und
Lavaschichten interessant. Seit den tektonischen Veränderungen
der Tertiärzeit wurden die Täler zu ihrer heutigen Form ver-
tieft und ausgehöhlt. Zur Eiszeit drang das Binneneis bis in
das nördliche Vogtland vor, wo in 370 m Höhe noch nordische
Geschiebe gefunden worden sind.
Das Klima entspricht im allgemeinen dem erzgebirgischen
in gleicher Höhenlage. Die Jahrestemperatur erhebt sich
im untern Elstergebiet bis zu 7,50 und verringert sich mit
zunehmender Höhe nach Südosten; am Fuß des Erzg= und
Elstergebirges beträgt sie noch 60, auf dem Gebirgskamm