98 Volk und Staat.
Hauptpässe führen über die südlichen und westlichen Grenzkämme
nach Süddeutschland und Böhmen. Die Hauptdurchgangsstraßen
sind ausgesprochene Höhenstraßen, da nur selten, wie im oberen
Elstertal, die Talsohle zur Anlage der Straßen geeignet ist.
Dasselbe zeigt sich bei den Eisenbahnen, die jetzt den Durch-
gangsverkehr übernommen haben. Die Hauptlinie Reichenbach—
Hof ist eine Höhenbahn, die mit ihren großartigen Überbrückungen
die Täler der Göltzsch und Elster überschreitet. Erst viel später
wurde die Elstertallinie gebaut, die zahlreiche Tunnel erforderte.
Die Nebenbahnen sind wieder fast durchweg Höhenbahnen. Die
Wichtigkeit des Vogtlandes als Durchgangsgebiet veranlaßte die
Wettiner, es in Besitz zu nehmen. Die Straße Leipzig—Hof
war lange die einzige Handelsstraße vom mittleren Deutschland
nach Bayern. Die gleiche Bedeutung hatte später die Bahn
Leipzig— Hof, der jetzt von den preußischen Bahnen durch den
Thüringer= und Frankenwald ein wesentlicher Teil des Verkehrs
nach Bayern entzogen ist.
Rückblick. Das Vogtland ist im südlichen Teil mit
großen Waldungen bedecktes Gebirge, das steil nach Böhmen
abbricht. Die Mitte ist ein Hügelland mit sich kreuzenden
Höhenrücken und tief eingeschnittenen Tälern. Wald und
Feld, Bauerndorf und Industriestadt liegen noch ziemlich
unvermittelt nebeneinander. Höhenrücken bilden im Osten
und Westen die Grenze, im Norden geht das sächsische in
die Hochfläche des reußischen Vogtlands über.
Volk und Staat.
Sachsen steht nach seiner Bevölkerungsziffer (1. Dezember
1900: 4202216) an dritter Stelle unter den deutschen
Bundesstaaten; es besitzt 7,45%% der Gesamtbevölkerung
des Reiches. Mit einer mittleren Dichte von 280 auf
1 qkm ist es, abgesehen von den Stadtstaaten, der dichtest
besiedelte Staat nicht nur des Deutschen Reiches, sondern
der ganzen Erde. Die Volksdichte ist fast dreimal so