14 Die Kolonien. V. Buch.
es alsbald erfreuliche Fortschritte machte, wobei ihm entgegen unseren afrikanischen
Besitzungen sehr zustatten kam, daß es von vornherein reichlich mit Geldmitteln ver-
sehen wurde.
Bei dem Erwerb der Karolinen und Samoas im
Jahre 1899/1900 sprachen neben kolonialen und mari-
timen Gesichtspunkten Momente mit, die in dem deutschen
Volksempfinden und in dem deutschen Selbstgefühl wurzelten. Hatte doch 15 Jahre
zuvor das Kanonenboot Iltis die deutsche Flagge auf den Karolinen gehißt gehabt. In
Samoa vollends war deutsches Blut geflossen und auf der Reede von Apia hatte mancher
brave Seemann sein Leben gelassen. So kann es nicht Wunder nehmen, daß beide Ab-
kommen mit großer Befriedigung aufgenommen wurden, das über Samoa um so be-
geisterter, als dadurch ein 10 Jahre früher vom Reichstage verschuldetes Versäumnis
wenigstens teilweise wieder ausgeglichen wurde. Aber neben diesen idealen sprachen
auch reale Beweggründe mit. Der wirtschaftliche Wert der Inseln Upolu und Sawali,
auf denen der deutsche Handel schon damals überwog und wo deutsches Geld in Handels-
unternehmungen und Pflanzungen angelegt war, wurde recht hoch eingeschätzt. Auch
auf den Karolinen befanden sich seit langem deutsche Handelsniederlassungen, nament-
lich bestanden auf einer Reihe von Inseln Faktoreien der Jaluitgesellschaft. Noch mehr
ins Gewicht fiel aber der Gesichtspunkt, daß die geographische Lage der Inseln zu unseren
Besitzungen in der Südsee es in hohem Grade unerwünscht erscheinen lassen mußte,
daß sie in den Besitz einer anderen Macht übergingen. Ourch sie wurde unser früherer
Südseebesitz so vervollständigt, daß er jetzt gewissermaßen ein zusammenhängendes Ganze
bildet. Nimmt man noch binzu, daß sich in dem Inselgebiet einerseits einzelne gute
Ankerplätze, andererseits sehr wertvolle, inzwischen im Abbau begriffene Phosphatlager
finden, so wird man sich mit dem im Verhältnis zum wirtschaftlichen Wert der Inseln
häufig als sehr hoch bezeichneten Kaufpreise von 16 Mill. M. sehr wohl abfinden können.
Erwerb der Karolinen
und Samoas.
Ohne Frage bedeuten die Neuerwerbungen in
Ostasien und in der Südsee zu deren Vorbe-
reitung und Durchführung von vornherein und
in allen Stadien die mitbeteiligten Stellen, das Reichsmarineamt und die Kolonial--
abteilung, ausgiebig herangezogen worden waren, so daß gegenseitiges, vollständiges
Einvernehmen erzielt worden war, einen sehr bedeutenden Machtzuwachs des deut-
schen Reiches, dessen Stellung in der Südsee noch dadurch weiter gehoben wurde, daß
es etwa zur selben Zeit von der Neuguinea-Kompagnie die ihr seinerzeit übertragene
Landeshoheit zurücknahm, um sie in Zukunft selbst auszuüben. Alle diese wichtigen
Ereignisse bewirkten, daß, wenn auch nur vorübergehend, ein frischerer Zug in unsere
koloniale Bewegung kam, und Interesse und Verständnis für unseren überseeischen Be-
sitz in der Heimat zunahmen.
Auch die Verwaltung der Schutzgebiete wurde dadurch günstig beeinflußt. Durch
Heranziehung weißer Einwohner zu verschiedenen Berwaltungsmaßnahmen und zur
Gouvernementsräte. Anläufe
zur Selbstverwaltung.
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