82 Bergbau und Hüttenwesen. VI. Buch.
Birnen erforderlich waren, wurde die kreisförmige Anordnung der Konverter verlassen
und dieselben seit etwa 15 Jahren in einer Achse aufgestellt. Hierbei wird der Stahl
mittels Gießwagen den neben den Gießgleisen befindlichen Gießgruben zugeführt.
Die Bewegung der Birne geschieht wie früher durch Hydraulik, während die Gießwagen
bis vor wenigen Jahren durch Dampf fortbewegt, dagegen das Heben, Senken und
Schwenken der Pfanne durch Wasserdruck betätigt wurde. Neuerdings hat auch bier
die Elektrizität den Dampf verdrängt; die Pfannenmanipulation wird dagegen immer
noch durch eine elektrisch angetriebene Hochdruckpumpe vermittelt. Auf einigen Werken
wird das Roheisen vom Mischer zum Konverter mittels elektrisch betriebener Krane be-
sorgt. Auch das Gießen des Stahles geschieht in vereinzelten Fällen durch diese Vorrich--
tung. Die Kokillen werden zum Teil fahrbar auf Wagen angeordnet, wodurch man nach
dem Gusse sofort wieder Raum für die nächste Charge bekommt. Das Blockabstreifen,
Kokillenversetzen und das Einsetzen der Blöcke in die Tieföfen geschieht nur noch mittels
entsprechend ausgestalteter, elektrisch betriebener Hebe- und Transportvorrichtungen.
Die Gestalt der Birne hat sich wenig verändert, nur wurden deren Dimensionen
beträchtlich gesteigert. Während man im ZJahre 1887 allgemein Birnen mit 10 Tonnen
Inhalt in Anwendung hatte, vergrößerte man dieselben derart, daß heute das Fassungs-
vermögen meist zwischen 20 und 25 Tonnen schwankt. In zwei Werken ist man bereits
auf einen Birneninhalt von 30 Tonnen angelangt. Man vergrößerte namentlich den
Durchmesser der Birnen, so daß die Badtiefe, welche früher 700 mm und noch mehr be-
trug, sich auf etwa 500 mm erniedrigte, wodurch der Berlust durch Auswurf wesentlich
verringert und der Kraftverbrauch des Gebläses heruntergedrückt wird.
Die Birnenböden werden allgemein durch die von B. Versen erfundene Stampf-
maschine maschinell gestampft, wodurch ihre Haltbarkeit wesentlich gesteigert wird. Die
Schwierigkeiten, welche sich bei dem Brennen der Böden der großen Birnen zeigte,
ist durch das Berfahren von Vogel in Dillingen überwunden. Zum Hinterstampfen der
Birne und Ausstampfen der Stahlpfanne werden Preßluftstampfer verwendet, welche
Maßnahme ebenfalls von günstigem Einfluß auf die Haltbarkeit dieser Gefäße ist. Das
Ferromangan, das zum Desozpydieren und Rückkohlen erforderlich ist, wird heute häufig
in flüssigem Zustande verwendet. Dadurch wird die Desoxydation eine vollständigere
und die Qualität des erzeugten Materials eine bessere. Als Schmelzapparate werden
elektrische Ofen und Flammöfen mit Olfeuerung benutzt. Die Produktion an Thomas-
material ist in den letzten 25 Jahren um das Achtfache gestiegen, sie belief sich im Jahre
1912 auf 9,78 Millionen Tonnen.
In diesem Zweige des Eisenhüttenwesens sind
sowohl in der Ausbildung der Gaserzeuger und der
Ofenkonstruktion, als auch namentlich in der Durch-
führung des Prozesses wesentliche Fortschritte gemacht worden.
Im ZLahre 1888 benützte man beinahe ausschließlich den von Siemens konstruierten
Gaserzeuger, der teils mit natürlichem Essenzug, teils mit Unterwind betrieben wurde.
In den letzten 15 Jahren ist eine große Zahl von Gaserzeugerbauarten aufgekommen,
Darstellung des Flußeisens
im Martinofen.
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