VI. Buch. Bergbau und Hüttenwesen. 83
welche in der Regel kreisrunden Querschnitt und aufziehbaren Blechmantelverschluß
besitzen. Sie wurden anfänglich mit Dampfstrahlgebläse, neuerdings aber beinahe aus-
schließlich mit Bentilator und Dampf betrieben. Der Rofst ist meist als Korbrost ausgebil-
det. Um die beim Entfernen der Asche erforderlichen Stillstände zu vermeiden, sind an
neueren Bauarten tassenähnliche Wasserverschlüsse angebracht. Bei diesen Gaserzeugern,
welche rostlos ausgeführt werden, ruht die Kohle auf der im Wasser liegenden Alche,
deren Entfernung ohne Betriebsstörung möglich ist. Die neuesten Errungenschaften
auf diesem Gebiete sind die Drehrostgeneratoren, bei denen der Rost langsam rotiert,
wobei die Drehbewegung nicht nur zur Auflockerung der Beschickung, sondern auch zum
automatischen Austragen der Asche benützt wird. Zur Brennstoffersparnis versucht man
neuerdings mit Erfolg Abgase aus anderen Betrieben, insbesondere Koksofengas und
Hochofengas an Stelle des Generatorgases im Martinofen zu verwenden.
Am Martinofen wurde durch den Obermeister Schönwälder auf der Friedrichs-
hütte eine Einrichtung angebracht, wodurch es gelang, der Flamme einen ganz bestimmten
Weg vorzuschreiben. Die Haltbarkeit der Ofen wurde dadurch wesentlich gesteigert.
Man war ferner bestrebt, die Gas- und Luftzuführung des Ofens zu verbessern, um nicht
nur eine gute Mischung von Gas und Luft zu erzielen, sondern auch die Flamme mög-
lichst auf das Bad zu lenken und eine vollständige und gleichmäßige Verbrennung zu
erhalten. Die Wechselklappenventile von Siemens wurden meist durch die Elocken-
steuerungen ersetzt, ferner kamen die Konstruktionen von Forter, Fischer, Poetter u. a.
zum Umsteuern von Gas und Luft in Aufnahme. Die Ofenköpfe, welche der Gefahr
des Wegschmelzens am stärksten ausgesetzt sind, wurden durch Friedrich auswechselbar
eingerichtet oder mit Wasser gekühlt. Zum Teil hat man getrennte, an den Stirnseiten
des Ofens vollständig freistehende Luft- und Gaskanäle treten lassen, die von der Außen---
luft gekühlt werden. Zur Schonung des Gitterwerkes der Regeneratoren dienen Schlacken-
säcke, in welchen sich die Verunreinigungen ansammeln.
Zm ZLahre 1895 wurde das Einsetzen der Schmelzmaterialien zum ersten Male in
Deutschland auf maschinellem Wege durch eine von vier Elektromotoren betriebene
Chargiermaschine ausgeführt, welche von der Aktiengesellschaft Lauchhammer gebaut
war. Diese auf einem Geleise vor den Ofen fahrbare Chargiermaschine ersetzte man im
Anfang dieses Jahrhunderts meist durch Chargierkrane.
Zu Beginn der Berichtsperiode wurde beinahe ebenso häufig nach dem saueren
als auch basischen Verfahren gearbeitet. Indes gewann die letztere Art im Laufe der
Zahre die Uberhand und hat schließlich das saure Verfahren weit überholt. In der Regel
ist früher nach dem sog. Schrottschmelzverfahren gearbeitet worden, bei welchem bis zu
30% Roheisen mit Schmiedeeisenabfällen zur Verwendung kam. Der im ZJahre 1897
in Österreich erfundene Bertrand-Thiel-Prozeß gestattete die Verarbeitung größerer
Mengen Roheisen und fand auf dem Eisen- und Stahlwerk Hoesch in Dortmund Eingang.
Oort wurde das Verfahren entsprechend verbessert, wodurch im Jahre 1905 der Hoesch-
prozeß entstand, der auch auf anderen Werken in Aufnahme kam.
Oer kippbare, zuerst in Amerika konstruierte Martinofen hat sich allmählich auch
in Deutschland, namentlich zum Vorfrischen von Roheisen, eingeführt. Bei diesem
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