Full text: Deutschland unter Kaiser Wilhelm II. Zweiter Band. (2)

  
VI. Buch. Bergbau und Hüttenwesen. 89 
  
neuerer Zeit werden diese Gruben auch heizbar eingerichtet. Auf diese Weise gelingt 
es, die Gießwärme für die sich anschließende Formgebung auszunützen. Das Einsetzen 
und Ausheben der Blöcke in die Ofen wird in der Regel auf maschinellem Wege ausgeführt, 
und es sind für diesen Zweck sehr sinnreiche Konstruktionen erfunden worden. 
Das Schmieden der Blöcke geschah früher allgemein mittels Dampfhämmer, sie 
haben den Nachteil, daß sie vorwiegend auf die Oberfläche des zu verarbeitenden Schmiede- 
gutes wirken und das Innere wenig verdichten, ja sogar auflockern. Die Dampfhämmer 
wurden daher namentlich bei der Verarbeitung schwererer Schmiedestücke im Anfang 
der 90er Zahre durch hydraulische Schmiedepressen, deren stetiger Druck bis in den Kern 
vordringt, ersetzt. 
Das Verwalzen von Flußeisen muß bei niedrigerer Temperatur erfolgen als das 
von Schweißeisen. ODies bedingte die Anwendung von stärkeren Maschinen und nament- 
lich auch von stärker gebauten Walzwerken. Zwecks Dampfersparnis führte man Ver- 
bundmaschinen, meist in Tandemanordnung, sowie Kondensation ein. Zum Walzen 
für Grob- und Mitteleisen wurden die Duostraßen verlassen und das Triowalzwerk 
allgemein eingeführt, da es infolge rascheren Auswalzens eine Abkühlung des Walzgutes 
nicht in dem Maße eintreten läßt, wie beim Duowalzwerk und außerdem bei geringem 
Kraftbedarf noch eine Produktionsvermehrung ermöglicht. Handelte es sich um das 
Walzen größerer Profile, so nahm man dies auf Umkehrwalzwerken vor. Als aber die 
Anforderungen an die Größe der Produktion immer mehr gesteigert wurden, tat man den 
gleichen Schritt wie früher bei den Draht- und Feinstraßen, das heißt, man führte den 
Walzvorgang auf Vor- und Fertigwalzen aus, versah aber jede einzelne Walzenstraße 
mit einer besonderen Antriebsmaschine. Diese Vorwalzwerke, allgemein Blockstraßen 
genannt, wurden zuerst als Triostraßen gebaut und mit Rollgängen und mechanischen 
Blockkantvorrichtungen und Hebetischen versehen. Die zunehmende Größe der Blöcke 
bedingte eine Vergrößerung der Walzendurchmesser, wodurch das Arbeiten mit den 
Hebetischen der Triostraßen schwieriger wurde. Man half sich durch Einführung von 
Umkehrwalzwerken, wobei die Oberwalze vertikal verstellbar eingerichtet ist. Dieses 
Blockwalzwerk wurde mit maschinell angetriebenen Transportrollgängen, mit mecha- 
nischen Blockkant- und Querschubvorrichtungen derart ausgerüstet, daß die Anzahl der 
bedienenden Arbeiter auf 2—3 verringert werden konnte. Die vom Blockwalzwerk 
kommenden Knüppel werden mittels Rollgängen den meist hoydraulisch angetriebenen 
Scheren zugeführt, um dort in geeignete Längen zerschnitten und sodann meist auf Trio- 
straßen weiter verarbeitet zu werden. 
Die Fertigstraßen erfuhren ebenfalls in ihren Einzelheiten sowohl im Bau des eigent- 
lichen Walzgerüstes, als auch bezüglich der Spindeln, Kupplungen und Kammwalzen, 
der Rollgänge, Querschübe, Sägen und Richtmaschinen wesentliche Verbesserungen. 
Ende des vorigen Zahrhunderts begann man mit der Einführung des elektrischen An- 
triebes der Hilfsmaschinen, und es dauerte nur eine verhältnismäßig kurze Zeit, bis die 
meisten Werke diese überlegene Neuerung eingeführt hatten. 
Zur Verbesserung der Umführungen der Fein- und Drahtstraßen diente das Ver- 
fabren nach Patent Schöpf. Das in Amerika aufgekommene kontinuierliche Walzwerk, 
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