96 ODie Maschinen-Industrie. VI. Buch.
Zusammenschluß von, gleiche Interessen verteidigenden Werken zur Unterdrückung selbst-
mörderischer Nivalität unter Zulassung eines gesunden Wettbewerbes und viele andere,
zwar an sich lleine, aber durch ihre Summe wirkenden Umstände haben die deutsche Ma-
schinen-Industrie in den letzten 25 Jahren zu einer Bedeutung gebracht, die ihren Aus-
druck findet in der vergleichenden Statistik der Einfuhr und Ausfuhr. Im Fahre 1911
wurden Maschinen, elektrotechnische Erzeugnisse und Fahrzeuge eingeführt im Gesamt-
wert von 114 691 000 M., ausgeführt dagegen im Gesamtwert von 920 902 000 M.
(Jahrbuch der Weltwirtschaft von Calwer). Diese Summe stellt aber nur einen Teil des
Wertes dar, den jährlich die Maschinen-Industrie in die Welt schickt, denn die deutsche
Industrie selbst nimmt den größeren Teil der jährlich erzeugten Maschinen in ihren
Werken in Gebrauch. -
FmeinzelneniftübetdiethtichrittederMaichinengattungeningtoßenZügen
folgendes zu sagen:
Kraftmaschinen. a) Hampfmaschinen. Die Kraftmaschinen sind am Fort-
b) Verbrennungskraftmaschinen. schritt ohne Ausnahme beteiligt. Bei
den Dampfmaschinen hat die Über-
t i .
Wasserkraftmoschinen bitzung des Dampfes über die Siede-
temperatur, die Erhöhung des Kesseldruckes bis auf 12 Atm., zulässig infolge der Ver-
besserung des Kesselblechmaterials, die Maschine vereinfacht durch Wegfall oder Ein-
schränkung der Stufenausdehnung in mehreren Zylindern. Der Dampfverbrauch für die
indicierte Pferdestärke ist vermindert. Die Steuerungen und Regulatoren sind weiter
vervollkommnet worden. Die fortgesetzte Forschung nach dem Grunde der Energieverluste
im Arbeitszylinder haben zum Bau der Gleichstrom-Dampfmaschine ohne Auslaß-
steuerung geführt, in der sich der Dampf in nur einer Stufe vom Kesseldruck und von
der Uberhitzungstemperatur bis auf das Bakuum herab ausdehnt. Diese Maschine,
obwohl anscheinend für manche Verwendungsgebiete weniger geeignet, ist ein auffallend
schönes Beispiel dafür, daß die meisten Maschinen nach jahrelanger Entwicklung durch
schwierige und vielgliedrige Formen hindurch am Ende wieder zur größten Einfachheit
zurückkehren und dabei noch bessere Ausnützung der Energie gestatten können, als die
früheren schwierigeren Formen.
Die um 1890 noch wenig beachtete Dampfturbine ist wissenschaftlich untersucht
und zu hoher Vollkommenheit ausgebildet worden. Die größte Dampfturbine leistet
heute ebenso viel tausend Pferdestärken, als um 1890 die größte Kolbendampfmaschine
hundert leistete. Die Dampfturbine hatte einen weiteren Ausbau der mit ihr unmittel-
bar gekuppelten Elektrizitäts-Erzeugungsmaschine für große Leistungen und hohe Span-
nung zur Folge, so daß es heute nichts Besonderes mehr ist, wenn die Kilowattstunde
aus einer solchen Maschinenanlage nur 2 Pfennige kostet. Die Wahl zwischen Kolben--
maschine und Turbine oder die Kombination beider Maschinen in einer Anlage gestattet
uns heute eine weitgehendere Ausnützung der Dampfenergie da, wo Dampf von einer
bestimmten Temperatur zum Heizen gebraucht wird und da, wo Kolbenmaschinen mit
stark schwankender Leistung bezw. Arbeitszeit nicht umgangen werden können. Die bis
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