Full text: Deutschland unter Kaiser Wilhelm II. Zweiter Band. (2)

  
VI. Buch. Die Elektrizitäts-Industrie. 121 
  
Apparate zu schaffen. Insbesondere hat man in den letzten Jahren der Ausbildung der 
Schaltanlagen besondere Aufmerksamkeit zugewandt, während dieselben früher als 
etwas Nebensächliches behandelt wurden. Man gönnte ihnen wenig Raum in den Er- 
zeugungs- und Verteilungsstationen; jetzt dagegen wird ihnen gleiche Bedeutung wie 
den Erzeugungs- und Verbrauchsanlagen zugemessen. Insbesondere bei den modernen 
Großkraftwerken wird der Durchbildung der Schalthäuser, denn um solche handelt es 
sich hierbei, große Aufmerksamkeit gewidmet und dadurch die nötige Sicherheit für die 
Versorgung großer Gebiete geschaffen. 
Eine ziemlich wichtige Rolle im Bau elektrischer Anlagen spielen die Akkumula- 
toren, welche dazu berufen sind, Energie aufzuspeichern. Sie können dann in Zeiten, 
wo der Betrieb steht, die Rolle der Generatoren übernehmen. Aber auch zum Ausgleich 
von Belastungsschwankungen werden sie vielfach mit besonderem Erfolg herangezogen. 
Auf diesem Anwendungsgebiet der Elektrizität sind in letzter Zeit erhebliche Fortschritte 
gemacht worden, die dazu geführt haben, daß die Verwendung der Akkumulatoren ein 
immer größere geworden ist. 
Kraftübertragung und Verteilung. Die Entwicklung der Kraftübertragung 
— und Kraftverteilung in größerem Maß- 
stabe hat ihren Ausgang genommen von der Frankfurter elektrotechnischen Aus- 
stellung im Zahre 1891. Dort wurde zum ersten Male eine große Wasserkraft über 
weite Entfernung auf elektrischem Wege übertragen, und es wurde gezeigt, wie die Energie 
an der Verwendungsstelle benutzt und verteilt werden kann. Die Ausstellung hatte den 
Beweis erbracht, daß der Elektromaschinenbau weit genug entwickelt war, um die Aus- 
führung großer Kraftübertragungen und Kraftverteilungsanlagen zu übernehmen. Darauf 
ist es wesentlich zurückzuführen, daß kurz nach dieser Ausstellung eine schnelle Entwick- 
lung eingesetzt hat. Es wurde damit begonnen, Wasserkräfte auszunutzen und die ge- 
wonnene Energie dahin zu leiten, wo Verwendung für sie vorhanden war. In Gegen- 
den, in denen Wasserkräfte nicht ausgenutzt werden konnten, begann man große Zen- 
tralanlagen für Dampf, Gas, Olbetrieb usw. zu bauen. Die Fabriken gingen immer 
mehr dazu über, ihre Kraft- und Lichtversorgung auf elektrischem Wege durchzuführen, 
so daß außerordentlich bedeutende Anlagen zur Elektrizitätsversorgung entstanden. 
Welche raschen Fortschritte in der Beherrschung von großen Leistungen und großen Ent- 
fernungen in den letzten Jahren gemacht worden sind, gibt eine Liste der von den 
Siemens-Schuckert-Werken in dem Zeitraum von 1901 bis 1912 hergestellten bedeuten- 
deren Anlagen. Die genannte Firma hat ausgeführt: 
1901. Funghera Turin 24 000 Volt, 50 km, 20 000 PS. 
1903/04. Fernkabel Bozen-Meran (durch das österreichische Haus) Drehstromkabel 
10 000 Bolt, 35 km, 3000 PS. 
1904. Hydroelectrica Iberica, Spanien, 30 000 Volt, 100 km, 20 000 PS. 
Ruhrtalsperren-Gesellschaft, Aachen, 35 000 Volt, 150 km, 12 000 PS. 
1907. München-Moßburg, 50 000 Bolt, 50 km, 6000 PS. 
  
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