VI. Buch. Die chemische Industrie. 139
(barunter nur noch 10 000 Tonnen nach dem Leblancverfahren), die Vereinigten Staaten
250 000 Tonnen und Frankreich 200 000 Tonnen erzeugen. Durch die Einführung des
Ammoniaksodaverfahrens ist der ursprüngliche Preis der Soda von 224 M. auf 80 M.
für die Tonne gesunken.
Pottasche. Da das Ammoniaksodaverfahren auf die Fabrikation von Pottasche nicht
— übertragbar ist, so wird letztere entweder nach dem Prinzip der Leblanc-
soda, d. h. aus Kaliumsulfat, Kohle und Kalkstein oder nach den älteren Verfahren aus
Holzasche, Schlempekohle und dem Wollschweiß der Schafe hergestellt. Daneben
wurden seit etwa 15 Jahren nicht unerhebliche Mengen einer sehr reinen Pottasche
(beute zirka 8000 Tonnen) nach dem Magnesiaverfahren, welches von Precht in die
Technik eingeführt wurde, fabriziert. Auch die elektrolptisch gewonnene Kalilauge wird
heute zum Teil auf Pottasche verarbeitet, während die elektrolptisch erhaltene Natronlauge
als solche, resp. als Atznatron verwertet oder auf metallisches Natrium verarbeitet wird.
Eine sehr große Aufmerksamkeit wendet die chemische Industrie seit
einigen Jahren der Gewinnung des Ammoniaks und dessen
Salzen zu, welche besonders als Düngemittel eine immer größere Bedeutung für
die Landwirtschaft erhalten. Denn der moderne Landwirt hat sich schon längst über-
zeugt, daß der Stalldünger nicht genügt, die durch die Feldfrüchte oder das Viehfutter
dem Boden entzogenen Pflanzennährmittel Kali, Phosphorsäure und Stickstoff zu
ersetzen.
Ammoniak.
Kali. Was das Kali anbetrifft, so ist Deutschland bekanntlich wie kein anderes
Land von der Natur durch die großen Lager von Abraumsalzen bedacht,
welche sich über den ungeheuren bis zu 1000 m starken Steinsalzlagern Norddeutschlands
befinden. Die in diesen Abraumsalzen sich in verschiedenen Gestalten, namentlich als
Kainit und Karnallit, findenden Kalisalze kommen heute im wesentlichen der deutschen
Landwirtschaft zugute. Während die Förderung im Jahre 1888 1,2 Mill. Tonnen betrug,
ist sie im Fahre 1912 bereits auf über 10 Mill. Tonnen gestiegen.
Phosphorsäure. Bezüglich der Phosphorsäure ist zu erwähnen, daß dieses
äußerst wichtige Pflanzennährmittel in Oeutschland vielfach
in Form von Thomasschlackenmehl dem Boden zugeführt wird. Es war dieses erst
möglich, nachdem durch die Einführung des Thomasverfahrens unsere riesigen phosphor--
haltigen Eisenerzlager verwendet werden konnten.
Oer Hbeutige Bedarf an Phosphorsäure wird jedoch dadurch nicht gedeckt, sondern
Deutschland muß weitere phosphorsäurehaltige Düngemittel wie Guano und Phosphate,
und zwar zirka 905 000 Tonnen im Werte von 45 Mill. Mark einführen. Oiese ver-
arbeitet Deutschland zusammen mit Thomasschlacken und Knochenmehl in etwa 100 Fa-
briken auf 1,4 Mill. Tonnen Superphosphat.
Oie wichtigste Quelle für den Stickstoff ist mun außer dem oben mehrfach erwähnten,
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