156 Cextilindustrie. VI. Buch.
schinen absaugt, sind alle Arbeitsräume staubfreier und sauberer geworden, und die
Feuersgefahr ist vermindert. Das letztere ist auch durch die Anbringung von
Magnetwalzen zur Entfernung metallischer Verunreinigungen des Rohmaterials durch
Nägel, Teile von Metallbändern der Baumwollballen usw. erreicht worden, durch
die viele Entzündungen verursacht wurden. Bei den Karden ist das Färben und
Bleichen der Bänder in der Spinnerei von Wichtigkeit. Die mehrfach doublierten
Bänder durchlaufen nacheinander die Farbflotte, die Quetschwalzen, die Spül-
vorrichtungen usw., werden zu MWickeln aufgerollt und können, nachdem sie ge-
trocknet sind, der Strecke vorgelegt werden. Sehr sinnreich sind die elektrischen
Abstellvorrichtungen an den Strecken und Flvpern. Sie stellen ab, wenn das Band
oder der Faden fehlt, wenn das Band zu schwer oder zu leicht ist und wenn die Kanne
oder die Spule gefüllt ist. Von den großen Fortschritten des Maschinenbaues zeugen
die Antriebs-, Führungs- und Zentralschmiervorrichtungen der Trosseln, die eine Touren-
zahl von 9000—11 000 zulassen, ferner die Möglichkeit der Geschwindigkeitsregulierung
der Spindeln entsprechend dem Aufwindungsradius bei so hoher Tourenzahl und end-
lich die Vermehrung der Spindelzahl der Selfaktoren von 600—800 auf 1200—1300.
Ganz neu sind die Versuche, das Absetzen der Trosselspulen automatisch vorzunehmen,
wodurch die Zahl der das Absetzen besorgenden Arbeitskräfte von 8 auf 2 vermindert
wird und die Trosseln im 1½ Minute wieder in Betrieb gesetzt werden können. Um die
Vervollkommnung der Baumwollspinnmaschinen haben sich verschiedene sächsische Firmen
hoch verdient gemacht. Vor allem Oskar Schimmel & Co. und die sächsische Maschinen-
fabrik in Chemnitz.
Hinsichtlich der Borbereitungsmaschinen für die Baumwollweberei haben
wir uns ganz frei von England gemacht, heute bilden sie zum Teil sogar ein beträchtliches
Absatzgebiet Deutschlands an fremde Staaten. Um die Ausbildung der Kreuzspul-
maschine haben sich die Firmen Rud. Boigt in Chemnitz, die Sächsische Webstuhlfabrik
in Chemnitz und Schlafhorst & Co. in M.-Gladbach verdient gemacht. Englische Kreuz-
spulmaschinen werden bei uns kaum noch eingeführt, dagegen führen wir sie in großem
Umfange nach Holland, Belgien, Frankreich, Osterreich, Rußland, Italien, Spanien
und Portugal aus. Wir verdanken den Erfolg der gründlichen Durchbildung, die unsere
Konstrukteure der Maschine gegeben haben. Auch sind wir auf dem besten Wege, den
Barberknoter, der bis jetzt noch aus England bezogen wird, durch eine deutsche Erfindung
zu ersetzen, die mit dem richtigen Weberknoten arbeitet. In der Konusschermaschine
der Sächsischen Webstuhlfabrik ist der englischen Zettelmaschine eine scharfe Konkurrenz
erwachsen, da erstere sich für unsere Fabrikationsverhältnisse besser eignett. Aber auch
die Zettelmaschine wird von deutschen Firmen längst in guter Ausführung geliefert.
ODie englische Sektionalschermaschine ist durch die Konstruktion von B. Cohnen in Greven-
broich ziemlich verdrängt worden. Zu erwähnen wären noch die Versuche von Feß-
mann & Hämmerle in Augsburg, das Scheren direkt von Cops vorzunehmen, also die
Spulmaschine zu ersparen. Die Schlichtmaschinen, namentlich die Kettenbreitschlicht-
maschinen, die lange Zeit eine englische Domäne waren, sind seit 10—15 Jahren durch
deutsche Maschinen ersetzt worden. Das deutsche Prinzip der Trocknung vermöge starker
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