Full text: Deutschland unter Kaiser Wilhelm II. Zweiter Band. (2)

  
194 Die Nahrungsmittelindustrie. VI. Buch. 
Unter diesen Umständen ist das Verfahren zur Umwandlung flüssiger Fette in feste 
Exzeugnisse, das den Arbeiten des Chemikers Dr. Normann zu danken ist, von großer 
Bedeutung geworden. Oieses Verfahren beruht auf folgenden chemischen Umsetzungen. 
Oie natürlichen Fette sind Gemische von Verbindungen des Elyzerins mit festen 
oder flüssigen Fettsäuren, vornehmlich der festen Palmitinsäure oder der festen Stearin- 
säure, oder der flüssigen Olsäure. Diese Verbindungen werden auch als Fettsäureester 
des Elpzerins bezeichnet. So spricht man vom Olsäureester oder Stearinsäureester des 
Elyzerins, Verbindungen, die auch als Tri-Oleln oder als Tristearin bezeichnet werden. 
Es war bereits früher bekannt, daß Olsäure durch Einwirkung von Wasserstoff in Stearin- 
säure und das flüssige Trioleln unter den gleichen Bedingungen in festes Tristearin 
ungewandelt werden kann. Dieses Verfahren war aber noch nicht technisch ange- 
wandt worden. Normann stellte nun fest, daß diese Umwandlung der flüssigen in feste 
Fette durch die Einwirkung von Wasserstoff bei Gegenwart bestimmter Metalle, z. B. 
von pulverförmigem Nickel bei höheren Wärmegraden sich leicht vollzieht und technisch 
im großen Maßstab durchgeführt werden kann. Man nennt die Metalle, die diese Umwand-- 
lung erleichtern, Katalpsatoren und ihre Wirkung eine katalptische Wirkung. Seit die 
Industrie dazu übergegangen ist, dieses durch Patent geschützte BVerfahren im großen 
Maßstab durchzuführen, sind in bezug hierauf zahlreiche Abänderungsvorschläge gemacht 
und zum Teil auch durch Patente geschützt worden, ein Zeichen der großen Bedeutung, 
welche man diesem Verfahren beilegt. 
Eines der ersten Fette, mit welchem die Versuche zur Umwandlung in ein festes Fett 
erfolgreich durchgeführt wurde, war der Walfischtran. Die verschiedenen Transorten 
spielen zwar seit alter Zeit schon für gewerbliche Zwecke eine gewisse Rolle. Sie 
galten im übrigen aber doch als weniger wertvolle Fette und standen dementsprechend 
auch niedriger im Preise. Durch die Behandlung mit Wasserstoff bei Gegenwart kata- 
lptisch wirkender Metalle werden sie aber in feste Fette und damit in wertvollere Roh- 
stoffe für eine weitere gewerbliche Berwendung umgewandelt. Ze nach der Dauer der 
Einwirkung des Wasserstoffs und den sonstigen Bersuchsbedingungen wird die Härtung 
verschieden weit getrieben, so daß entweder schmalzartige oder talgartige Fette von ge- 
ringerer oder größerer Härte erhalten werden. Eleichzeitig verlieren die Trane ihren 
eigentümlichen im allgemeinen wenig angenehmen Geruch und die erhaltenen festen 
und farblosen Fette können nun zu allen den gewerblichen Zwecken Verwendung finden, 
für welche sonst Talg Verwendung findet, z. B. für die Seifenerzeugung oder für die 
Herstellung von Kerzen. « 
Die Benutzung der gehärteten Trane für die Zwecke der Lebensmittelgewerbe, welche 
letztere hier allein in Betracht kommen, ist allerdings bisher nicht beabsichtigt. Dahin--- 
gegen muß damit gerechnet werden, daß andere gehärtete, pflanzliche fette Ole für die 
genannten Zwecke Verwendung finden werden. 
Die Kakao- und Schokoladenindustrie ist bekanntlich 
für die Beschaffung ihres wichtigsten Rohstoffes, der 
Kakaobohne auf den Bezug aus dem Auslande angewiesen. Der zweite für die Schoko- 
Kakao und Schokolade. 
  
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