Full text: Deutschland unter Kaiser Wilhelm II. Zweiter Band. (2)

  
256 Der auswärtige Handel. VI. Buch. 
  
  
  
  
  
  
Gerste per Tonne in Mark baser 
Jahr (Ereslau) (Werlin) 
Braugerste #1 Futtergerste Differenz 
1902 127,5 150,3 
1903 128,3 136,6 
1904 130,5 133,7 
1905 140,8 142,7 
1906 154,1 134,1 20,0 160,3 
1907 166,7 143,8 22,9 181,4 
1908 167,4 148,6 18,8 163,7 
1909 167,6 143,8 23,8 170,0 
1910 144,4 131,1 13,3 153,1 
1911 165,90 138,3 27,2 168,3 
1912 179,8 164,4 15,4 189.7 
  
Es wird je länger desto mehr die Forderung laut, daß der Zoll auf Futtergerste im 
Interesse der Biehzucht völlig aufgehoben werde. Hiervon wird noch zu reden sein. 
Von nicht unbedenklichen Folgen ist auch die Erhöhung des Haferzolles gewesen (von 
2,80 auf 5 M.), da hierdurch die fast dauernde Uberflügelung der Haferpreise über 
den Roggenpreis herbeigeführt wurde. Dies hat einmal zu einer Vergrößerung der 
Anbaufläche geführt (allerdings haben die günstigen Ausfuhrbedingungen für Roggen 
diese Entwicklung verlangsamt) und zum andern ist dadurch gleichfalls ein wichtiges 
Bieh- und spezifisches Pferdefutter verteuert worden. 
Uberblicken wir zum Schluß dieser Darlegungen die Abhängigkeit Deutschlands vom 
Auslande in bezug auf seinen gesamten Getreidebedarf, so ergibt sich unter Berücksichtigung 
der Ausfuhr von Roggen und Mehl zirka 15 % des Bedarfs als Auslandsbezug. Es sei 
aber nochmals darauf hingewiesen, daß diese Untersuchung auf den recht unsicheren Ergeb- 
nissen der deutschen Erntestatistik aufgebaut ist, die ganz zweifellos die Inlandsproduktion 
zu hoch angibt und demgemäß den Auslandsbezug prozentual herunterdrückt. Wie groß diese 
Fehlerquelle ist, läßt sich nicht feststellen. Es sprecheen aber gute Gründe dafür, daß Deutsch- 
land mindestens mit 20% seines Bedarfs auf das Ausland angewiesen ist; gelegentliche 
Schätzungen gehen sogar erheblich höher. Dies ist bei der Stellungnahme gegenüber 
mehr oder weniger utopischen „Feststellungen“, daß Deutschland seinen Getreidebedarf zu 
normalen Preisen und unter gleichzeitiger Steigerung der übrigen agrari- 
schen Produktion „mit Leichtigkeit“ selbst decken könnte, im Auge zu behalten. 
Viehproduktion und Einfuhr. Die Zollerhöhungen des Tarifs von 1902 
beschränken sich, wie bemerkt, nicht auf das Ge- 
treide, sondern umfassen auch andere agrarische Produkte. Diese hier sämtlich zu er- 
örtern, fehlt der Raum. Wir beschränken uns deshalb auf die wichtigsten unter ihnen. 
Zunächst einige tatsächliche Mitteilungen über die erfolgten Zollerhöhungen. Für 
Pferde wurde im früheren Tarif 20 M. für das Stück erhoben. Der neue Tarif hat 
die Differenzierung nach dem Wert eingeführt: 
  
Bis 1000 M. W bttt:ii.# 90 M. Zoll 
von 1000—2500 M. Vhhbttttiiii 180 „ „ 
über 2500 M. W t4t4t4t4t 560 „ „ 
704
	        
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