VI. Buch. Der auswärtige Handel. 257
Für Pferde im Werte bis zu 300 M. und mit weniger als 1,40 Meter Stockmaß
wird 30 M. Zoll bezahlt. Alles in allem ein sehr kräftiges Anziehen der Zollsätze. Für
Rindvieh galt früher gleichfalls die Stückverzollung. Bullen (Stiere) und Kühe 9 M.,
Zungvieh 6 M. Der neue Tarif legt das Lebendgewicht zugrunde, und zwar mit 18 M.
pro Doppelzentner. Derselbe Satz gilt jetzt für Schweine. Für Gänse wird 24 M.,
für Hühner 6 M. pro Doppelzentner bezahlt. Der erhöhte Zoll für frisches oder ge-
frorenes Fleisch beträgt 45 M., für einfach zubereitetes Fleisch 60 M., für Fleisch zum
Tafelgenuß 120 M., für Speck 36 M., für Schweineschmalz 12,50 M., für Talg
2,50 M., für Butter und Käse 30 M. pro Doppelzentner. Ein Zoll auf Milch wird
nicht erhoben; ein Antrag, ihn einzuführen, wurde abgelehnt.
Infolge der durch die industrielle Entwicklung in Deutschland stark gestiegenen Kauf-
kraft der breiten Massen ist die Nachfrage nach tierischen Produkten erheblich
gewachsen. Oeren Bereitstellung erfolgt überwiegend durch die heimische Landwirt-
schaft, doch hat auch der Bezug aus dem Ausland ständig zugenommen und heute eine
Höhe erreicht, die ein sehr erhebliches Maß von Abhängigkeit darstellt. Dies sei zunächst
für eine längere Zeitperiode illustriert, und zwar unter Berechnung des Ein- oder Aus-
fuhrüberschusses pro Kopf der Bevölkerung für die Jahre 1872—1910:
1872 1910
Einfuhr= oder Aus- Einfuhr= oder Aus-
fuhr-- (—) Überschuß fuhr- (—) Überschuß
in M. pro Kopf in M. pro Kopf
Bee o, s3 1,55
Buterr — o,oʒ 1,40
Schmalz und schmalzartige Fette. ........ 0,54 1,46
Fleiceeeeeeee: o, oz o, ao
Hülsenfrüchttee .... —o0,15 o, 45
Käsee. ·,04 0,40
Eier, Egellllttt 0,04 2,55
Milch, Rahhhnnnnnyynynn .... o, os o so
Minus und Plus gegeneinander aufgerechnet, ergibt für diese Produkte eine Mehr-
einfuhr von 8,71 M. pro Kopf der Bevölkerung, gegen 1,32 M. im JZahre 1872, mithin
eine 6½ fache Vermehrung der Abhängigkeit vom Auslande. Der Nettobetrag, der für
die hier genannten Erzeugnisse ins Ausland ging, betrug im Jahre 1910 469,1 Mill.
AM., gegen 53,5 Mill. MM. im Jahre 1872.
Hierzu kommen noch pro Kopf 1,6 M. für Kleie, die zwar nur zum Teil als Futter-
mittel verwendet wird, aber hbier ihren Platz finden möge, 0,25 M. für Erdnüsse, 1,26 M.
für Kopra, 1,56 M. für Palmkerne, 0,55 M. für frisches Gemüse usw. Oiesen Posten
lassen sich die Beträge für 1872 nicht exakt gegenüberstellen, sie spielen indessen damals
eine kaum nennenswerte Rolle. Im Jahre 1910 mußte diese Einfuhr mit insgesamt
322,7 Mill. Mark bezahlt werden.
Endlich noch einige landwirtschaftliche Erzeugnisse, die teils Nahrungs- und Futter-,
teils gewerblichen Zwecken dienen.
) Für das Jahr 1880, da vorher nennenswerter Außenhandel nicht vorhanden.
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