VI. Buch. Binnenhandel. 283
bis zu dem Punkte, wo infolge der Angliederung weiterer industrieller Tätigkeit die
bersichtlichkeit des Gesamtbetriebes verloren gehen würde.
Damit ist die Grenze bezeichnet, die überhaupt der Ausbreitung der Warenhäuser
und ähnlicher Gebilde gezogen ist: die Gefährdung der Übersichtlichkeit des Be-
triebes ist die einzige Hemmung, die nicht auf Zufälligkeiten beruht, sondern im Wesen
der Sache begründet ist. Hier liegt die Schwäche des Systems.
Zukunft des Kleinhandels. Von zahlreichen Vertretungen der mittleren und
lleinen Detailgeschäfte wird ein lebhafter Kampf
gegen die Warenhäuser geführt.
Daß die Einwirkung der Warenhäuser, die ihre Fangarme nach fast allen Zweigen
des Warenhandels ausgestreckt und deshalb das Detailgeschäft im ganzen beeinflußt
haben, lediglich eine zerstörende gewesen sei, könnte nur die Kurzsichtigkeit behaupten.
Wenn die Technik des Verkaufswesens in den letzten Jahrzehnten einen gewaltigen
Aufschwung genommen hat, wenn überlebte Formen im kaufmännischen Betriebe ver-
schwunden und einer modernen Ausgestaltung aller Einrichtungen gewichen sind, wenn
für neue Bedürfnisse mancherlei Anregung geschaffen und damit der Warenverbrauch
erhöht worden ist, so hat an der Herbeiführung dieser Errungenschaften das unge-
stüme Vordrängen der Warenhäuser einen erheblichen Anteil gehabt.
Gleichwohl wird man eine Entwickelung, die den Kleinhandel in der Verzweigtheit
und Mannigfaltigkeit seiner Betriebe schwächt, dagegen die Konzentrierung in Riesen-
bazaren fördert, vom Standpunkte des allgemein wirtschaftlichen wie sozialen Interesses
als bedenklich bezeichnen müssen. Ein Detailhandel, der sich in zahlreiche Betriebe gliedert,
ohne daß die großen unter ihnen die mittleren zerreiben, ein Detailhandel, der die in-
dioidualisierende Bedarfsbefriedigung mit geübten Händen und am richtigen
Vlatze anwendet, stellt diejenige Entwicklungsstufe dar, bei welcher das Wohl von Staat
und Gesellschaft am besten aufgehoben ist.
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