Full text: Deutschland unter Kaiser Wilhelm II. Zweiter Band. (2)

  
52 Die landwirtschaftlichen technischen Gewerbe. VI. Buch. 
  
im Butterhandel beigetragen. Es ist aber gelegentlich und wohl nicht ganz ohne 
Berechtigung der Wunsch ausgesprochen worden, daß in gleicher Weise auch der Wasser- 
gehalt der Margarine gesetzlich festgelegt werden möge, der früher niedriger war, im 
Laufe der Zeit aber in die Höhe gegangen ist. 
Die Erzeugung der Butter im Inlande hält nicht gleichen Schritt mit der Nachfrage. 
Daher findet eine nicht unerhebliche Einfuhr statt. 
Im Jahre 1912 betrug die Einfuhr 35453 Tonnen. Hieran war Rußland mit nahezu der Hälfte. genauer 
mit 23763 Tonnen beteillgt, während aus den Nlederlanden 18 231 Tonnen eingeführt wurden. Zener Ein- 
luhr stand eine Ausfuhr im Zahre 1912 von nur 219 Tonnen gegenüber. Da Butter, frisch gesalzen oder ein- 
geschmolzen (Butterschmalz) bei der Einfuhr einer Verzollung in Höhe von 30 M. (vertragsmäßig 20 M.) 
für den Doppelzentner unterliegt, so handelt es sich hierbei um beträchtliche Werte. 
Die erhebliche und andauernde Wertsteigerung, welche die Butter im Laufe der Zeit erfahren hat, er- 
bellt aus der solgenden Zusammenstellung der Großhandelepreise der Butter in den letzten 10 Zahren für 
1 Ooppelzentner in Mark: 
1903: 19042: 1905: 1906: 1907: 1908: 1909: 1910: 19## 1912: 
223,6 227,/4 23235,2 239,) 234,66 246,1 241,6 2446 255.0 2582.7. 
Wenn man bedenkt, welche erhebliche Werte alljährlich für Butter ins Ausland 
geben, so erscheint eine jede Maßnahme, welche auf cine Hebung der Milchwirtschaft 
und daher auf eine Vermehrung der Buttererzeugung im Inlande abzielen, von aller- 
größter Bedeutung für das Nationalvermögen. 
Für die Entwicklung der inländischen Buttiererzeugung sind im übrigen auch die 
Fortschritte von Bedeutung gewesen, die man in bezug auf die Verarbeitung von Milch 
auf Butter gemacht hat und die im wesentlichen gleichfalls in die Zeit der letzten 25 Jahre 
fallen. Trotz des großen Wettbewerbes seitens anderer tierischer und pflanzlicher Fette 
auf dem Weltmarkt gilt die Butter auch heute immer noch als das wertvollste Speisefett. 
Käse. Unter den Molkereierzeugnissen dürfte der Käse in wirtschaftlicher Hinsicht 
und für die Ernährung der Bevölkerung erst an dritter Stelle stehen. 
Immerhin aber erblickt man heute im Käse gleichfalls ein sehr wertvolles Nahrungemittel, 
dessen Bedeutung für die Ernährung nicht unterschätzt werden darf. Dementsprechend 
hat sich auch die Käsebereitung in den letzten Zahrzehnten nicht unwesentlich ausgedehnt 
und nimmt heute, namentlich auch infolge der wissenschaftlichen Forschungen, welche 
auf diesem Gebiete unternommen wurden, und dank der technischen Fortschritte eine 
wesentlich andere Stellung als vor 25 Zahren ein. 
  
Der große Bedarf an Milch. die als solche verbraucht wird, erklärt e#s aber, daß die inländischen Molkereln 
die Nachfrage nach Käse im Inlande nicht zu decken vermögen. ODoher findet eine nicht unerhebliche Einfuhr 
von Käse aus dem Auslande statt. Olese betrug im Zahre 1912: 194991 Doppelzentner Hartkäse und 19 455 
Doppelzentner Weichkäse. An dieser Einfuhr sind vorwiegend die Mlederlande, die Schweiz und Frankreich 
beteiligt. 
Da jener Einfuhr eine Ausfuhr von nur 498 Doppelzentnern Hartkäse und von 7708 Doppelzentnern 
Weichkäse gegenübersteht, so ergibt sich hieraus für die inländische Käserei die Möglichkeit einer erheblich wei- 
teren Ausdehnung durch Verdrängung der Einfuhr aus dem Auslande und durch eine Vermehrung der eige- 
nen Ausfuhr. Oie Erreichung dieses Zieles wird vorwiegend davon abhängen, ob genügend Milch hierfür 
dauernd zur Verfügung stehen wird. Wissenschaftlich und technisch würde die deutsche Käseerzeugung einer 
Erweiterung ihres Absatzgebletes gewachsen sein. 
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