VI. Buch. Ole landwirtschaftlichen technischen Gewerbde. 55
Verfahrens soll unter anderem in der Gewinnung reinerer Säfte, einer Ersparnis an
Kohlen und der Vermeidung der für die Zuckerfabriken und ihre Umgebung sehr lästigen
##bwässer beruhen. Ob sich dieses Verfahren allgemeiner einführen wird, kann nur die
Zukunft lehren.
Zur Hebung der Erträge sind die Zuckerfabriken von jeher bemüht gewesen, die nach
der Abscheidung des Zuckers (Nachprodukt) verbleibende Melasse noch weiter zu verar-
beiten, sei es auf Zucker durch die Anwendung des Strontianverfahrens oder durch Ver-
arbeitung auf Spiritus in den Melassebrennereien.
Die entzuckerte Melasseschlempe kann vergast werden. Dabei werden ale Enderzeug-
nisse schwefelsaures Ammonium und Zyannatrium gewonnen. Aus der Schlempe-
kohle wird durch Auslaugen Pottasche erhalten. Es findet also eine sehr vollständige
Ausnutzung der Bestandteile des Rübensaftes statt.
Neuerdings wird die Melasse auch in größerem Umfange zu Kraftfutter verarbeitet.
Auch in den Zuckerraffinerien haben die letzten 23 Jahre mannigfache technische
Neuerungen gebracht, die wesentlich auf eine Herabminderung der Herstellungskosten
und eine Erhöhung der Ausbeute an Zucker abzielen. "
ANeben den technischen Verbesserungen hat die Zuckerindustrie ständig eine weitere
Ausdehnung des Zuckerverbrauchs sowohl für die Berwendung als Nahrungs-
mittel wie auch zu technischen Zwecken nach vorheriger Unbrauchbarmachung für den
menschlichen Genuß angestrebt. Gefördert sind diese Bestrebungen durch verschiedene
Umstände.
Die Untersuchungen auf dem Gebiete der Ernährungelehre haben in den letzten
Jahren die große Bedeutung des Zuckers als Nahrungsmittel nachgewiesen.
Oaß die auf eine Hebung des Verbrauchs als Nahrungemittel abzlelenden Bemühungen nicht gan
ohne Erfolg gewesen sind, geht aus den folgenden Zahlen pervor, die den Verbrauch an Zucker (Rüben#- und
Nohrzucker) auf den Kopf der Bevölkerung in Kilogrammen während des Betriebsjahres 1902/03 die
911/12 erkennen lassen. « ·
1902/03: 1903/04: 1904/05: 1905%6: 1906/07:
12.5 17,2 144 16.6 160.8
197/06: 1908/00: 1909/10;: 1910.11: 1911/12:
17,1 17,6 17,5 19.0 16,.
Oemgegenüber entfällt in England auf den Kopf der Bevölkerung eine Menge von 41,8 kg Zucker jährlich.
Es muß daher zugegeben werden, daß eine Steigerung des Verbrauchs an Zucker
für Ernährungezwecke auch bei uns noch möglich ist. Ob die Bestrebungen der Zuckerindu-
strie eine Steuerbefreiung des zur Herstellung von zuckerhaltigen Obst- und Frucht-
erzeugnissen dienenden Zuckers zu erreichen und damit den Zuckerverbrauch zu heben,
Erfolg haben werden, konm nur die Zukunft lehren. Die Hoffnungen, die sich an die von
den gesetzgebenden Körperschaften bereits beschlossene Herabsetzung der Zuckersteuer
auf 12 M. für 100 kg geknüpft hatten, sind nicht erfüllt worden, da dieser Beschluß bei
Selegenheit der Beratungen über die Heckung der Wehrkosten wieder aufgehoben wurde.
Auch die Verwendung von steuerfreiem Zucker für rein gewerbliche
Zwecke nach vorheriger Vergällung hat sich weiter entwickelt, nachdeim man gelernt hat,
den Zucker für die verschiedensten derartigen Zwecke zu verwenden. So wird Zucker
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