Full text: Deutschland unter Kaiser Wilhelm II. Zweiter Band. (2)

  
56 Die landwirtschaftlichen technischen Gewerbe. VI. Buch 
  
zur Herstellung von Seifen, zur Verwendung in der Textilinduftrie, zur Herstellung von 
Pergamentpapier, zum Einstellen von Teerfarbstoffen, zur Herstellung von Ultramarin, 
von Kupferoxpdul, von Tannin und von Oxalsäure verwendet. Außerdem findet Zucker, 
der zuvor für den menschlichen Genuß unbrauchbar gemacht ist, zur Biehfütterung und 
bei der Notfütterung der Bienen Verwendung. 
Es unterliegt keinem Zweifel, daß eine derartige technische Verwendung des Zuckers 
noch einer Ausdehnung fähig ist und dadurch, wie dies auch im Auslande, z. B. in Frank- 
reich der Fall ist, eine weitere Förderung des Zuckerverbrauchs herbeigeführt werden 
kann. 
Schließlich seien noch die folgenden Zahlen angeführt, die ein Bild von dem Stande 
der Zuckerindustrie in dem letzten Betriebsjahr 1912/13 geben. 
Oie mit Zuckerrüben bebaute Fläche umfaßte &47 625 ha, also 42 885 ha mehr als im Vorfsahr. Oie 
Zahl der rübenverarbeitenden Fabriken betrug 342 wie im Vorjahr. Ferner waren 33 Raffinerien im Betrieb. 
Insgesamt wurden 166 422 370 dz Rüben geerntet, mit einer Zuckerausbeute von durchschnitilich 15,82 kg. 
aus 1 dc Rüben. Zm ganzen wurden 26 322 879 0: Kohzucker gewonnen. 
Gnländischer und ausländischer Zucker wurde im FLahre 1912/13 in einer Menge von 12 823 092 de ver- 
braucht oder, auf den Kopf der Bevölkerung berechnet, 19,15 kg. 64 980 dr vergällter fester Zucker wurden 
gegen 34924 dz im Vorjahr abgegeben! 
Endlich wurden 4 595 823 dz ausgeführt gegen 218 630 dz im Vorjahre. 
Die Zuckerindustrie hat in den letzten 25 Zahren schwierige Zeiten durchzumachen 
gehabt. Wenn sie wie bisher fortfährt auf wissenschaftlicher Grundlage den Betrieb der 
Zuckerfabriken und die Verwertung des Zuckers zu leiten, und wenn sie auch ferner 
einer umsichtigen geschäftlichen Leitung anvertraut bleibt, so wird sie auch in Zu- 
kunft die angesehene Stellung behaupten, die sie heute im wirtschaftlichen Leben ein- 
nimmt. 
#lee Kartoffeln verarbeitenden Gewerbe Die Kartoffel hat in erster Linie 
Bedeutung als menschliches Nah- 
i 0 
(mit Ausschluß der Kartoffelbrennerei) rungemittel, sowie als Futter für 
das Bieh, daneben findet sie aber auch in steigendem Maße für gewerbliche Zwecke ver- 
schiedener Art Verwendung. Ihre Verwertung in der Branntweinbrennerei wird bei 
bieser besprochen werden. Hier sollen nur die anderen gewerblichen Verwendungen der 
Kartoffel berücksichtigt werden. 
Oliee große Bedeutung des Kartoffelanbaues in landwirtschaftlicher Hinsicht bedarf keiner besonderen 
Erlduterung. Man darf annehmen, daß in Oeutschland etwa 33 Millionen Hektar mit Kartoffeln bebaut 
sind. Dos Ernteergebnis schwankt in den verschiedenen Jahren je nach den Witterungsverhältnissen. Im 
Ourchschnitt kann man einen Ernteertrag von etwa 450 Millionen Doppelzentnern oder etwa 7½ Doppelzentner 
für den Kopf der Bevölkerung rechnen. Gegenüdber der Zeit vor 25 Jahren hat sich die Kartoffelanbaufläche 
um rund 10% und der Ernteertrag, der 1887 nur 230 Millionen Doppelzentner betrug, sogar um 80% vermehrt. 
Auch die Beschaffenheit der Ernte hat durch den Anbau stärkereicher Karroffeln eine Verbesserung erfahren. 
Von landwirtschaftlich sachverständiger Seite wird die Ansicht vertreten, daß die Erträge durch sorgfältige 
Kultur noch weiter geboben werden können. 
Einfuhr und Ausfuhr haben dei der Kartoffel keine besondere Bedeutung, vielmehr wird die geerntete 
Menge im Inlande verbraucht, und zwar kann man rechnen, daß die durchschnittlich geernteten 450 Milllo- 
nen Ooppelzentner Kartoffeln folgendermaßen verbraucht werden: « 
  
  
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