Bergbau und Hüttenwesen
Von Geh. Reg.-Rat Dr. F. Wüst, Professor an der Technischen Hochschule Aachen
Deutschlands Hauptmineralreichtum beruht auf Kohlen- und Eisenerz-
vorkommen, sowie auf den Kalisalzlagern, welch letztere bis jetzt sonst
nirgendwo in nennenswerter Menge gefunden worden sind und dem Deutschen Reiche
eine Ausnahmestellung auf dem Weltmarkte verschaffen. Ferner ist Deutschland reich
an zink- und silberhaltigen Bleierzen, wenn auch die Vorräte an diesen Erzgattungen
immer mehr abnehmen. Hierzu treten noch Kupfererze, Schwefelkiese, Mangan-, Nickel-,
Arsen- und Antimonerze, Schwerspat, Strontianit, Asphalt, Bernstein, Dachschiefer,
Steinsalz und Solquellen, sowie das Erdöl.
In Steinkohlen und namentlich in Koks kann das Deutsche Reich nicht nur seinen ei-
genen Bedarf decken, sondern ist in der Lage, einen Teil seiner Produktion an das Ausland
abzugeben. Bezüglich der Rohmaterialien für die Erzeugung der Metalle ist Deutsch-
land nur betreffs des Zinks vom Auslande unabhängig, während beim Eisen etwa /.
und beim Blei ungefähr ½ der benötigten Erzmengen eingeführt werden müssen. Der
Verbrauch an Silber kann zu 80% vom Znland gedeckt werden, dagegen muß der Be-
darf an Kupfer zu 90% aus dem Auslande, hauptsächlich von Nordamerika, bezogen
werden, und ähnlich, zum Teil noch ungünstiger, liegen die Verhältnisse bei den
selteneren Metallen.
Einleitung.
Bergbau.
In Deutschland sind die Lagerungs- und geographischen Verhältnisse, nament-
lich der Steinkohlen, bei weitem nicht so günstig wie in anderen Ländern, z. B. England,
wo sich mächtige Flöze in wenig gestörter Lagerung vorfinden, und wie in Amerika, wo
Kohle und Erz bequem auf dem Wasserwege zueinander gelangen können. Außerdem
sind in Deutschland die Eisenbahntarife für Massengüter meist höher als in den übrigen
Hauptindustrieländern. Es muß sich deshalb der deutsche Bergbau die Fortschritte der
Technik nach Möglichkeit zunutze machen, um billig zu arbeiten und dadurch wettbewerbs-
fähig zu bleiben. Trotzdem vermehrte sich in den letzten 25 Jahren die Steinkohlen-
und Eisenerzförderung um das Dreifache und die Braunkohlenförderung um das
Fünffache.
Die technischen Aufgaben des Bergbaues zerfallen in das Aufschließen der Lager-
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