4 Wirtschafts-, Sozial- und Finanzpolitik. VI. Buch.
erndes politisch-volkswirtschaftliches Gebilde und ein integrierender Wesensbestandteil des
neuen Reichs geworden. Erst auf diesen Fundamenten konnte die deutsche Volkswirt-
schaft ordentlich auf- und ausgebaut werden, und das ist in dieser Zeit seit 1888 im gan-
zen befriedigend und erfreulich gelungen. Nicht minder ist der in der ersten Reichsperiode
begründete gewaltige Bau der Sozialpolitik, diese namentlich im Sinn der sichernden
und fördernden Arbeiterpolitik, bedeutsam ausgedehnt und verstärkt worden. Für die
Finanzen von Reich und Staat war zwar auch in der Zeit Wilhelms l. und Bismarcks
teilweise ein neues Fundament gelegt worden, aber den Bedürfnissen eines großen
modernen Staatswesens, eines solchen, welches für die notwendigen Aufgaben der
Volkswirtschaft und für ihre unvermeidliche starke Eingliederung in die Weltwirtschaft,
für die notwendigen Bedingungen einer modernen Technik in Produktion und Berkehr
das von Staatswegen Erforderliche leisten soll, entsprach das noch nicht. Hier war ein
großer und umfassender Weiterbau erst noch zu bewerkstelligen.
Volkswirtschaftliche Bedeutung der Umaber nichtnur den ganzen Neubau des
Deutschen Reichs nach außen und innen zu
sichern, sondern um gerade auch für die deut-
sche Volkswirtschaft und ihre notwendig bedeutsamer werdende Stellung in der Weltwirt-
schaft die Entwicklung zu garantieren, war auch die Wehrmacht zu Lande und zu Wasser
im Zeitalter neuer und erweiterter Kolonialgründungen und des weltwirtschaftlichen Ver-
kehrs mächtigeren und schon früher wirtschaftlich entwickelten, neidischen Rivalen gegen-
über im Einklang mit der neuesten Entwicklung der Technik, wenn auch unvermeidlich mit
größeren Opfern, auszugestalten. Das ist geschehen. Vor allem auch ist das von altersher see-
unmächtige Deutschland zum erstenmal in seiner Geschichte zu einer starken Seemacht neben
den anderen Staaten gemacht worden. Die Schaffung dieser Seemacht, und schließlich auch
die Verstärkung der Landmacht ist gerade im letzten Menschenalter in erfreulicher Weise zu
stande gekommen. Hierdurch ist das Schwerste, aber auch das Notwendigste und Segens-
reichste in der Gesamtpolitik und speziell in der Wirtschaftspolitik gelungen, zwar unter
starker Opposition von manchen Seiten, aber es war eine Maßregel, die der wichtigsten
Staatsaufgabe entspricht. Ihre Erfüllung erscheint nicht nur jedem ernsten Politiker
als das Wichtigste, sondern folgt auch aus den Grundsätzen des größten freiwirtschaftlichen
Nationalökonomen, keines Geringeren als eines Adam Smith, daß nämlich die Schaffung
von Sicherheit für Staat, Volk und Volkswirtschaft wichtiger ist als bloße Wohlstands-
steigerung, ohne genügende Garantie für ihre Dauer und Weiterentwicklung; das läßt
alle Maßregeln zur Erreichung jenes Ziels, auch wenn sie mit großen Opfern verbunden
sind, gerechtfertigt erscheinen. Gerade diese Schaffung genügender Sicherheit für das
neue Deutsche Reich, für seine in so großartigem Aufschwung befindliche Volkswirtschaft
und für deren absolut und relatio steigenden Anteil am weltwirtschaftlichen Berkehr
ist wohl diejenige Tat im jüngsten Zeitalter, welche diesem seinen dauernden Charakter
in der Geschichte verleiht. Während alles Andere, was in Wirtschafts- und Sozialpolitik
und teilweise auch in der Finanzpolitik in diesem jüngsten Zeitalter geschehen ist, doch
mehr nur einen erfreulichen Ausbau auf den durch die Jahre 1834, 1866, 1870 und spe-
weiteren Stärkung der Wehrmacht.
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