VI. Buch. Bergbau und Hüttenwesen. 65
regelmäßig weiter bewegt werden, um dem Arbeitsorte folgen zu können. Dieses er-
fordert Maschinen, die sich schnell aufstellen und wieder abbrechen lassen und die, da sie
von Arbeitern verrückt werden müssen, kein allzu großes Gewicht besitzen. Ferner kommt
beim Bau solcher Maschinen als besonders erschwerend hinzu, daß man, besonders im Stein-
kohlenbergbau, nur zwei Dimensionen, die Länge und Breite, zur Verfügung hat, da
die oft sehr schwache Mächtigkeit der Flöze nur eine geringe Bauhöhe der Maschinen
(Schrämmaschinen, Förderrutschen) gestattet, und da diese auch in ihrer Längs- und
Breitenausdehnung durch den Grubenausbau beschränkt werden.
Die beiden wichtigsten Arbeiten des Bergmannes, das Bohren von Löchern zur
Aufnahme der Sprengstoffe und das Unterschrämen der Flöze, wurden bis zu den 80er
Lahren lediglich durch Muskelkraft ausgeführt. Zwar hatte man bereits Anfang der
80er Jahre zum Auffahren von Eisenbahntunnels die drehende Brandtsche hoydraulische
Bohrmaschine zum Bohren der Sprenglöcher verwendet, jedoch war diese Maschine, weil
zu schwer und groß, für den Bergbau nicht geeignet. Hier führte sich aber bald die von
Preßluft angetriebene Stoßbohrmaschine ein, die in den verschiedensten Bauarten inner-
halb der letzten 25 Jahre überall im deutschen Bergbaue mit gutem Erfolge benutzt
worden ist. Da der Kraftverbrauch der Preßluftbohrmaschinen jedoch 8—10 PS beträgt,
so machte bereits Werner v. Siemens Versuche mit elektrischem Antriebe, und zwar
mit Solenoidmaschinen, die indessen keine praktischen Erfolge hatten. Aus diesen
Versuchen ging dann aber die Kurbelstoßmaschine der Firma „Siemens & Schuckert“
hervor, die sich bei einem Kraftverbrauche von nur 1—1,5 PS sehr gut bewährte und
schnell Einführung fand. Außerdem besitzt der elektrische Antrieb den Vorteil, daß die
schwer zu verlegenden, nie dicht zu haltenden und deshalb ständig Kraftverluste verur-
sachenden Druckluftleitungen durch biegsame elektrische Kabel ersetzt werden können.
Während diese Stoßbohrmaschinen die bergmännische Arbeit mit dem Wurfbohrer
ersetzen, haben sich neben ihnen in den letzten 5 Zahren lleinere und leichtere Bohrmaschi-
nen eingebürgert, die Bohr- oder Abbauhämmer, welche die Arbeit des Meißelbohrens
vermittels Fäustel mit gutem Erfolge nachahmen und nach ihrer Wirkungsweise auch als
Schlagbohrmaschinen bezeichnet werden. Das Vorbild für diese Bohrhämmer ist die
Frankesche Schrämmaschine, ein Preßluftmeißel, der Anfang der 90er Zahre im Mans-
feldschen Kupferschieferbergbau Eingang gefunden hat, hier aber nicht dazu diente, Löcher
auszubohren, sondern Schräme herzustellen, indem man das mit einer lanzettförmigen
Spitze versehene Werkzeug spitzwinklig gegen den Arbeitsstoß richtete, an diesem entlang
bewegte und so Stücke aus der Schrämschicht heraussprengte.
Infolge ihrer geringen Größe und ihres kleinen Gewichtes, die es gestatten, mit diesen
Maschinen auch in sehr beengten und schlecht zugänglichen Räumen zu arbeiten, haben sie
überall schnell Eingang gefunden und die schwerhandlichen Stoßbohrmaschinen vielfach
verdrängt. Man vermag mit ihnen bei einem Kraftverbrauche von 4—5 PS in mildem
Gesteine 40—80 cm in der Minute zu bohren.
Bei sehr mildem und gleichmäßigem Gesteine ersetzt man die stoßenden und schlagen-
den Bohrmaschinen zweckmäßig durch drehende Bohrmaschinen, die von der Hand, in
den letzten Jahren aber auch durch den elektrischen Strom betätigt werden, nachdem die
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