70 Bergbau und Hüttenwesen. VI. Buch.
In der Wasserhaltung sind die schwerfälligen, langsamen Gestängedrucksätze nebst
ihren riesigen obertägigen Balancierdampfmaschinen fast vollständig außer Anwendung
gekommen und durch schneller laufende unterirdische Wasserhaltungsmaschinen ersetzt
worden, die man anfangs durch Dampf antrieb. Bei größeren Teufen, von etwa 600 m
an, ist aber eine Hebung des Grubenwassers durch Dampfmaschinen nicht mehr möglich,
deshalb bürgert sich auch hier der elektrische Antrieb immer mehr ein, und zwar sowohl
für die langsam laufenden Kolbenpumpen als auch für die schnell laufenden Schleuder-
pumpen, die jetzt mehrstufig gebaut, bei gutem Wirkungsgrade Steighöhen von mehreren
100 m anstandslos überwinden. Da der Dampfbetrieb zudem eine erhebliche Erhitzung
der Schächte mit sich bringt und für seine Leitungen einen nicht unbedeutenden Raum
des Schachtquerschnittes verlangt, und da die Leitungen ferner schwer dicht zu halten
sind und bedeutende Kondensationsverluste verursachen, so wird in kurzem der elek-
trische Strom auch hier den Dampf vollständig verdrängt haben, wozu er bereits auf dem
besten Wege ist. ·
AlsbeionderswichtigsindnochdieienigenFottfchritteaufzuführen,dieinsichers
heitstechnischer Hinsicht gemacht worden sind, und die dazu dienen, das Leben und die
Gesundheit der Arbeiter gegen die mannigfaltigen Gefahren der Teufe zu schützen und
dadurch zugleich einen ungestörten Betrieb zu gewährleisten. Neben dem Stein- und
Kohlenfall, der durch den planmäßigen Ausbau und durch verbesserte Beleuchtung
(elektrische und Azetylenlampen) mit Erfolg bekämpft wird, sind es besonders die Schlag-
wetter- und Kohlenstaubexplosionen, denen man die größte Aufmerksamkeit schenkt,
und zu deren Verhütung man eine große Menge von Sicherheitsmaßnahmen getroffen
hat. Oiese erstrecken sich in erster Linie darauf, jede Explosion nach Möglichkeit überhaupt
zu verhindern. Gegen die Schlagwetter erweist sich eine reichliche und geregelte Wetter-
zuführung als das beste Mittel. Durch die Aufstellung 1000 pferdiger Ventilatoren
und durch eine zuverlässige Wetterführung unter Tage, zu deren Durchführung der Berge-
und Spüloversatz sehr viel beiträgt, werden die schädlichen Grubengase so stark verdünnt,
daß sie die Fähigkeit zu explodieren einbüßen. Doch läßt sich diese nötige Verdünnung
selbst durch eine weitausgedehnte Sonderbewetterung nicht überall durchführen, weshalb
man zu anderen Sicherheitsmaßnahmen greifen muß. Die Schießarbeit, durch die
häufig eine Entzündung der Schlagwetter stattfindet, wird durch Bergpolizeiverordnung
stark eingeschränkt und durch Lusdehnung der maschinellen Schräm- und Treibarbeit nach
Möglichkeit ersetzt. Dort, wo sie unentbehrlich ist, wendet man elektrische Zündung und
Sicherheitssprengstoffe an, die von der chemischen Industrie in den letzten Zahren in un-
endlich vielen Sorten für den Bergbau hergestellt werden, und die bei sachgemäßer An-
wendung keine Entzündung von Schlagwettern oder Kohlenstaub hervorrufen. Zur Un-
schädlichmachung des Kohlenstaubes dient in erster Linie seine Befeuchtung, weshalb in
den letzten 10 Jahren sämtliche gefährdeten Gruben planmäßig berieselt werden, zu
welchem Zwecke diese mit einem viele Kilometer langen unterirdischen Netze von Druck-
wasserleitungen durchzogen sind, die es ermöglichen, den Kohlenstaub im Abbau und in
den Förder- und Wetterstrecken schnell unschädlich zu machen.
Die Versuche von Meißner, durch Tränken des Kohlenstoßes mit Druckwasser eine
518